Wie oft hörst du dich oder andere sagen: "Ich muss das tun" oder "Wir müssen das machen"? Die Sprache des Müssen ist tief in unserem Alltag verwurzelt, aber was wäre anders, wenn du beginnst, diese Aussagen zu hinterfragen und dich für etwas zu Entscheiden?
Die Wortwahl beeinflusst maßgeblich, wie Situationen wahrgenommen werden und darauf reagiert wird. Der häufige Gebrauch von "müssen" kann einen Menschen in eine passive Rolle drängen, in dem er sich äußeren Zwängen ausgeliefert fühlt. Kann ich mich dagegen Entscheiden?
Von der Verpflichtung zur Wahl
Ein möglicher erster Schritt zur Veränderung ist das Erkennen der eigenen Sprachmuster – also wenn damit begonnen wird, darauf zu achten wann, wo und wie oft das Wort "müssen" eigentlich genutzt wird.
Um dieses Muster aufzubrechen, nutze ich gerne eine kleine Intervention oder Transferaufgabe, zu denen ich meine Coachees einlade: "… entscheiden sie sich dafür, eine Woche lang 'müssen' durch 'entscheiden' zu ersetzen!" Dieser einfache Versuch kann weitreichende Effekte haben. Statt "Ich muss zur Arbeit gehen" wird daraus "Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen". Anstelle von "Wir müssen das Projekt bis Freitag fertigstellen" wird es zu "Wir entscheiden uns, das Projekt bis Freitag fertigzustellen".
Wo ich bin, will ich sein
Alles andere wäre mir in
meiner Vorstellung zu teuer!
Jens Corrsen - Der Selbst-Entwickler
Für den "guten" Grund entscheiden
Wenn „müssen“ durch „entscheiden“ ersetzt wird, öffnet sich eine Tür zu einer tieferen Reflexion. Sofort steht die Frage im Raum: „Warum entscheide ich mich dafür?“, „Möchte ich mich denn dafür entscheiden?“ oder „Wie wird die Welt denn sein, wenn ich mich dafür/dagegen entscheide?“
Dies führt vielleicht zu den eigenen Bedürfnissen (zu einem „guten“ Grund) die befriedigt werden möchten. Wenn gesagt wird: „Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen“, könnte die Fortsetzung lauten: „…weil ich meine Kollegen unterstützen möchte“ oder „…weil ich meine Fähigkeiten einsetzen und wachsen möchte“.
Diese Betrachtungsweise hilft dabei, die Aspekte und Auswirkungen einer Entscheidung zu erkennen. Sie verstärkt das Gefühl von Sinn und Zweck in deinen täglichen Handlungen. Statt sich von äußeren Zwängen getrieben zu fühlen, werden die Werte und Ziele (an)erkannt, die hinter einer bewussten Entscheidung stehen.
Die Kraft der Selbstwirksamkeit
Indem das Sprachmuster verändert wird und die Gründe für eine Entscheidung reflektiert werden, verändert sich auch die Wahrnehmung. Es entsteht die Erkenntnis, dass in den meisten Situationen tatsächlich eine Wahl besteht! Diese Erkenntnis stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit – das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Situationen zu beeinflussen und zu gestalten.
Der Weg vom Müssen zum Entscheiden ist nicht immer einfach, aber er ist unglaublich bereichernd. Indem du deine Wortwahl bewusst gestaltest, aktiv die Sprache der Entscheidung wählst und die Gründe für deine Entscheidungen reflektierst, kann mehr Selbstbestimmung erreicht werden – was letztlich auch persönliches Wachstum fördern kann.
Also lade ich dich ein: Probiere es aus! Ersetze für eine Woche jedes "müssen" durch ein bewussteres "entscheiden". Beobachte aufmerksam wie sich dein Denken verändert – vielleicht wirst du überrascht sein über den positiven Effekt auf dein Leben.
Erlebe selbst den Unterschied zwischen einem Leben voller äußerer Zwänge und einem Leben voller bewusster Entscheidungen!
Hast du dich schon einmal dabei ertappt, anderen Verhaltensweisen vorzuwerfen, die du selbst an den Tag legst? Oder solch Verhalten bei anderen bemerkt? Willkommen in der komplexen Welt der Doppelmoral. Dieses allgegenwärtige Phänomen betrifft uns alle – sowohl als Individuen als auch als Gesellschaft.
Die Facetten der Doppelmoral
Vielleicht kennst du die Situation: Du setzt dich leidenschaftlich für etwas ein, handelst dennoch mit einer komplett anderen Strategie. Oder du ertappst dich dabei, wie du das Verhalten deiner Freunde nachsichtiger beurteilst als das von Fremden. Es könnte auch sein, dass sich deine moralischen Standards je nach Kontext verändern. All diese Beispiele verdeutlichen die Vielschichtigkeit moralischer Entscheidungen im Alltag.
Die Außenperspektive: Doppelmoral bei anderen erkennen
Oft ist es einfacher, Doppelmoral bei anderen zu erkennen als bei einem selbst! Als externer Beobachter:in hast du den Vorteil der emotionalen Distanz und kannst Widersprüche zwischen Worten und Taten objektiver wahrnehmen. Denk an einen Geschäftsführer:in, der allen Mitarbeitern schwierige Zeiten predigt und zum Sparen aufruft und kurz darauf stolz mit seinem neuen Firmenwagen auf den Hof fährt – solche Widersprüche fallen dir vermutlich sofort auf.
Eine Außenperspektive kann wertvoll sein, um gesellschaftliche Missstände aufzudecken und Veränderungen anzustoßen. Jedoch ist hier Vorsicht geboten: Es besteht die Gefahr, vorschnell zu urteilen, ohne die komplexen Umstände und inneren Konflikte des Individuums zu berücksichtigen.
Funktion und Bedeutung von Doppelmoral im sozialen Kontext
Aus systemischer Sicht erfüllt auch Doppelmoral bestimmte Funktionen im sozialen Gefüge – so problematisch sie auch sein mag. Sie kann als Selbstschutzmechanismus dienen, um dein Selbstbild und deinen sozialen Status zu bewahren. In einer vielschichtigen Gesellschaft ermöglicht sie eine gewisse Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche soziale Kontexte. Manchmal hilft sie auch dabei, offene Konflikte zu vermeiden und oberflächliche Harmonie in sozialen Beziehungen zu wahren.
Interessanterweise kann Doppelmoral auch ein Anzeichen für den Wandel sozialer Normen sein. Sie spiegelt oft den Übergang zwischen alten und neuen Wertesystemen. Auf individueller Ebenekann sie dir dabei helfen, deine eigenen innere Konflikte zwischen Überzeugungen und Handlungen zu bewältigen und psychischen Stress zu reduzieren.
Wege zur Überwindung von Doppelmoral
Als systemischer Coach unterstütze ich Menschen dabei, die eigenen moralischen Widersprüche zu erkennen und anzugehen. In der Selbstreflexion und Bewusstseinsbildung kann ein tieferes Verständnis für eigene Werte und Handlungen entwickelt werden. Darüber hinaus kann die Förderung von Empathie sowie ein Perspektivwechsel helfen, die aufwallenden Emotionen bei der Bobachtung von Paradoxien beser zu verstehen.
Eine weiteres mögliches Werkzeug um mit Doppelmoral umzugehen ist: Beobachtungen klar von Bewertungen zu trennen. Statt jemanden als "heuchlerisch" zu bezeichnen, könnte es hilfreicher sein zu sagen: "Ich beobachte folgenden Unterschied zwischen deinen Worten und deinen Handlungen:.."
Wenn es für dich möglich ist, kann das Erforschen der dahinterliegenden Bedürfnisse hilfreich sein. Vielleicht entdeckst du bei dir z.B. ein Bedürfnis nach Integrität oder Authentizität. Indem du deine Gefühle und Bedürfnisse offen kommunizierst, ohne zu urteilen, schaffst du einen Raum für echten Dialog und Verständnis. Du könntest sagen: "Ich bin ich verwirrt und wünsche mir mehr Klarheit. Wie siehst du das?"
Dieser Ansatz hilft dir, empathisch mit dir selbst und anderen umzugehen, anstatt in Vorwürfe oder Selbstverurteilung zu verfallen. So kannst du die emotionale Ladung der Situation reduzieren und den Weg für konstruktive Lösungen ebnen.
Das Streben nach Integrität in einer komplexen Welt
Die Auseinandersetzung mit Doppelmoral erfordert ein tiefes Verständnis für die Komplexität menschlichen Verhaltens und sozialer Systeme. Während Menschen danach streben, Worte und Taten in Einklang zu bringen, ist es ebenso wichtig, Verständnis und Mitgefühl für die zu Entwickeln, denen Kompass in einer vielschichtigen Welt gegenüberstehen nicht immer den selben Norden anzeigt.
Ziel ist es nicht, Perfektion zu erreichen, sondern ein höheres Maß an Selbstbewusstsein und Integrität zu entwickeln. Indem du Doppelmoral als Ausgangspunkt für Wachstum und Veränderung betrachtest, kannst du dazu beitragen eine reflektiertere und authentischere Gesellschaft aufzubauen.
Stell dir vor, Wissen wäre ein Gebäude. Im klassischen Modell wäre es ein Wolkenkratzer: Daten im Erdgeschoss, darüber Informationen, dann Wissen und ganz oben, einsam und erhaben, die Weisheit. Aber was, wenn Wissen kein Wolkenkratzer, sondern ein lebendiges, pulsierendes Netzwerk wäre? Willkommen in der Welt des Weisheits-Nexus!
DIKW-Pyramide... ein klassische Modell
Es gibt das sogenannte DIKW-Modell12 (Data, Information, Knowledge, Wisdom). An seiner Basis findest du Daten, die Quelle alles Wissens - in meinem Beispiel hier... einzelne Fakten, Zahlen und Buchstaben. Darüber liegen die Informationen, die nichts anderes sind als Daten mit Kontext, vergleichbar mit möglichen Wörtern. Die nächste Stufe bildet das Wissen, das angewandte Informationen darstellt, mögliche Sätze die sich aus Worten bilden lassen. An der Spitze thront schließlich die Weisheit, der Heilige Gral. In diesem Beispiel hier z.B. ein tiefsinniger Haiku.
Die DIKW-Pyramide kann tiefes Verständnis und die Fähigkeit, Wissen situationsgerecht anzuwenden, ermöglichen. Ein schönes Modell, oft im Rahmen von Knowledge-Management genutzt, für meine systemische Perspektive allerdings ein wenig zu statisch im Hinblick auf eine sich ständig ändernden, dynamischen Welt?
Die Netzwerk-Revolution: Der Weisheits-Nexus
Hier kommt meine Idee des Weisheits-Nexus ins Spiel. Stell dir vor, die verschiedenen Ebenen des Wissens sind nicht übereinander gestapelt, sondern bilden ein komplexes, miteinander verwobenes Netzwerk. In diesem Modell fließt das Wissen nicht nur in eine Richtung, sondern pulsiert durch das gesamte System. Weisheit kann zu neuen Daten oder Informationen führen, die dann wiederum neue Informationen generieren. Dieser Nexus ist nicht isoliert, sondern Eingebettet in deinem Mitfeld - und bereichert nicht nur dich, sondern Alle. Somit ist der Weisheits-Nexus ein dynamischer Fluss, der die Realität des Verstehens und der Kompetenz-, Wissens- und Sinn-entwicklung im globalen Kontext (aus Systemischer Sicht) viel besser abbildet.
Innerhalb dieses Wissensnetzes existieren Knotenpunkte, die als Filter fungieren. Ein Systemiker würde sagen - die Anschlussfähigkeit, andere würden es Bias, Wertesysteme etc. nennen: Somit wird nicht jeder Datenschnipsel zur Information, nicht jede Information zu Wissen. Diese Filterfunktion hilft, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden - eine Fähigkeit, die in unserer informationsüberfluteten Welt immer wichtiger wird.
Der Übergang von Informationen zu Wissen geschieht wie in der Grundidee durch Kontextualisierung. Es ist der Unterschied zwischen der bloßen Zahl "42" und dem Verständnis, dass "42 die Antwort auf alles ist" (zumindest im "Per Anhalter durch die Galaxis"). Kontext gibt Informationen Bedeutung und verwandelt sie in anwendbares Wissen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Zeitfaktor. Wissen braucht Zeit zum Reifen, ähnlich wie ein guter Wein. Je mehr Erfahrungen du sammelst und je öfter du dein Wissen anwendest, desto tiefer und nuancierter wird dein Verständnis. Auf der anderen Seite erodieren Daten, Informationen in unser heutigen Welt schnell und es bedarf des kontinuierlichen Abgleichens.
Schließlich führt der Weg zur Weisheit über Integration. Es geht darum, das große Ganze zu sehen und nicht nur die einzelnen Knotenpunkte. Weisheit entsteht, wenn du in der Lage bist, die Verbindungen in deinem Wissensnetz ganzheitlich zu betrachten, Muster zu erkennen und tiefgreifende Einsichten zu gewinnen, die vielleicht ine Meta-Struktur der Dinge enthüllen kann.
Wie passt das Modell in das Leben?
Beispiel: Nehmen wir mal an, du erhältst eine E-Mail mit Verkaufszahlen. Das sind deine Rohdaten. Dein erster Schritt ist, zu entscheiden, welche dieser Zahlen für dich relevant sind - hier kommt deine persönliche Perspektive als Filter ins Spiel. Die gefilterten Daten verknüpfst du dann mit früheren Verkäufen, wodurch neue Informationsverbindungen entstehen. Indem du diese Informationen jetzt durch gesammelte Erfahrungen in einen größeren Kontext setzt, entwickelst du Wissen. Über Monate hinweg sammelst Erfahrungen und lässt deinem Wissensnetz Zeit, neue Verbindungen zu knüpfen. Mit der Zeit entwickelst du vielleicht die Fähigkeit, Trends vorherzusagen und proaktiv zu handeln, statt nur zu reagieren - du erreichst die Ebene der Weisheit.
Ich möchte hier jetzt nicht in die Tiefe tauchen: In der Betrachtuner der aktuelle Diskussion (2024) über Große KI Sprachmodelle kann das Modell ebenfalls spannende Perspektiven eröffnen: KI kann zwar beeindruckende Analysen und Vorhersagen treffen, aber echtes Verständnis und Weisheit bleiben (wohl) vorerst eine menschliche Domäne. Vielleicht liegt im Zusammenspiel eines Mensch-KI-Nexus ein Schlüssel zu bisher ungeahnten Erkenntnissen und Lösungen für komplexe globale Herausforderungen oder auch in der Überflutung unserer Kanäle mit Daten / Informationen... We will see.
Validität und Erodierung im Weisheits-Nexus in Raum und Zeit
In einer Welt, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit verändert, ist die Gültigkeit von Daten, Informationen, deines Wissens und sogar deiner Weisheit einem ständigen Wandel unterworfen.
Daten, die gestern noch relevant waren, könnten heute schon veraltet sein. Informationen, die du für gesichert hieltest, werden plötzlich durch neue Erkenntnisse in Frage gestellt. Selbst dein hart erarbeitetes Wissen und deine sorgsam kultivierte Weisheit können durch bahnbrechende Entdeckungen oder gesellschaftliche Veränderungen erschüttert werden.
Diese ständige Erodierung und Erneuerung deines Wissensnetzes mag zunächst beunruhigend und anstrengend erscheinen. Doch sie kann der Schlüssel zu deinem kontinuierlichen Wachstum und Anpassungsfähigkeit
Es ist hilfreich offen zu bleiben und sich zu fragen: Sind diese Daten noch aktuell? Ist diese Information im heutigen Kontext noch relevant? Hält dieses Wissen den neuesten Erkenntnissen stand? Und selbst bei deiner Weisheit solltest du dich fragen: Ist diese Einsicht in unserer sich wandelnden Welt noch gültig?
Fazit: Warum der Nexus besser ist als der Wolkenkratzer
Der Weisheits-Nexus kann dich daran erinnern, dass Lernen und Wissen keine Einbahnstraße sind. Vielleicht ermutigt er dich, flexibel und offen zu denken, Zusammenhänge zu erkennen und dein Wissensnetz ständig zu erweitern und neu zu verknüpfen und zu überprüfen. Im Arbeitsleben bedeutet das, dass du neugierig bleibst und jede neue Information als potenziellen Knotenpunkt für tieferes Verständnis betrachtest. Du solltest deinem inneren Wissensnetz Zeit geben, neue Verbindungen zu knüpfen, und verstehen, dass tiefgreifendes Verständnis nicht über Nacht entsteht.
Gleichzeitig ermutigt dich das Nexus-Modell, dein Wissen zu teilen. Im Weisheits-Nexus gibt es keine isolierten Punkte, und oft führt der Akt des Teilens zu neuen Verknüpfungen und Perspektiven. Schließlich solltest du offen für neue Verbindungen in deinem Netz bleiben. Was heute als feste Weisheitsverbindung gilt, könnte morgen schon durch neue Erkenntnisse ergänzt oder verändert werden.
- DIKW-Pyramiden Modell (https://en.wikipedia.org/wiki/DIKW_pyramid) ↩︎
- Obwohl das Modell oft mit Forschern wie Russell Ackoff und Milan Zeleny in Verbindung gebracht wird, hat keiner von ihnen eine Pyramide verwendet, um ihre Ideen zu präsentieren. Es wird angenommen, dass Debons und Kollegen möglicherweise die ersten waren, die die Hierarchie grafisch darstellten ↩︎
Hast du dich schon einmal gefragt, warum du oder andere Menschen offensichtliche Probleme nicht angeht? Diese Frage beschäftigt mich immer wieder – sowohl in Bezug auf mein eigenes Verhalten als auch auf das, was ich in meinem Umfeld beobachte.
Vor einiger Zeit bin ich auf ein faszinierendes Modell gestoßen, das beschreibt, wie wir Probleme nicht oder zumindest nicht effektiv lösen. Dieses Modell basiert auf den Discount-Konzepten von Jacqui Schiff (1975) aus der verhaltensorientierten Transaktionsanalyse. Es bietet eine hilfreiche "Landkarte" unserer inneren Verhinderer und kann dir dabei helfen, besser zu verstehen, warum du manchmal vor offensichtlichen Herausforderungen zurückschreckst.
Das Konzept der Passivität
Im Zentrum dieses Modells steht das Konzept der "Passivität". Damit ist gemeint, dass nichts Konstruktives zur Problemlösung geschieht. Interessanterweise wird hier zwischen passivem Verhalten und passivem Denken unterschieden. Für unsere Betrachtung konzentrieren wir uns auf das passive Denken.
In der Fachliteratur werden vier verschiedene Passivitäts-Muster beschrieben:
- Passivität: "Ich tue einfach nichts."
- Überanpassung: "Ich handle nicht selbst, sondern erfülle nur die Erwartungen anderer."
- Agitation / Aktionismus: "Ich lenke mich durch nicht zielgerichtete Aktivität ab."
- Selbstbeeinträchtigung oder Gewalt: "Ich lege mir selbst Hürden in den Weg."
Für eine humorvolle Annäherung an diese vier Konzepte empfehle ich dir diesen Artikel hier.
Die Matrix der Abwertungen von Problemen
Ein hilfreiches Werkzeug zum Verständnis unserer Passivitätsmuster ist die sogenannte Discounting- und Abwertungs-Matrix. Sie verbindet zwei Klassifizierungen und bildet daraus Abwertungsstufen:
Die Ebenen der Abwertung:
- Existenz
- Bedeutung
- Veränderbarkeit
- Persönliche Fähigkeiten
Die Bereiche / Typen der Abwertung:
- Stimulus
- Problem
- Optionen / Alternativen
Zusätzlich lässt sich noch eine dritte Dimension eröffnen, die eine sinnvolle Unterscheidung hinsichtlich der Verhinderer-Kontexte ermöglicht:
- Innere Dimension: Deine persönlichen Verhinderer
- Äußere Dimension: Äußere Verhinderer
- Sachliche Perspektive: Sachbezogene Verhinderer
Ein konkretes Beispiel: Der menschengemachte Klimakatastrophe
Um dieses Konzept greifbarer zu machen, betrachten wir ein aktuelles und wichtiges Beispiel: die Passivität im Hinblick auf den menschengemachten Klimawandel.
In der öffentlichen Diskussion können wir verschiedene Ebenen der Abwertung beobachten. Hier eine vereinfachte Darstellung der Matrix:
Auf der höchsten und schwierigsten Ebene (1) steht die Leugnung des Problems an sich. Von dort stuft sich die Komplexität bis zur Ebene (6) ab, wo Optionen für das eigene Handeln nicht erkannt werden.
Warum ist das wichtig?
Dieses Modell kann dir als Landkarte dienen, um deine eigenen Verhinderer ausfindig zu machen. Noch wichtiger ist, dass es dir ermöglicht, eine differenziertere Diskussion über gesellschaftliche und politische Themen zu führen, die uns alle betreffen.
Ich glaube, dass dieser Ansatz hilfreich ist, um ein Bewusstsein für unsere kollektiven Verhinderer zu entwickeln. Diese Verhinderer werden oft als Strategien genutzt, um ein Problem nicht angehen zu müssen – sei es auf persönlicher oder gesellschaftlicher Ebene.
Neben diesem anschaulichen Beispiel, lässt sich das Konzept der Passivität auch auf die Probleme "Diskriminierung am Arbeitsplatz" und "Zu viele Meetings" (und viele mehr) anwenden.
Durch das Verständnis unserer Passivitätsmuster und Abwertungsebenen kannst du beginnen, bewusster mit Herausforderungen umzugehen und effektiver an Lösungen zu arbeiten – sowohl in deinem persönlichen Leben als auch in größeren gesellschaftlichen Kontexten.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Passivität
Die moderne Neurowissenschaft liefert faszinierende Einblicke darüber, warum unser Gehirn manchmal dazu neigt, offensichtliche Probleme zu ignorieren. Diese Erkenntnisse können uns helfen, unsere eigenen Verhaltensweisen besser zu verstehen und gezielter an Veränderungen zu arbeiten.
Ein grundlegendes Prinzip unseres Gehirns ist das Streben nach Energieeffizienz. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass unser Gehirn von Natur aus Energie sparen möchte. Komplexe Problemlösungen erfordern viel kognitive Energie, weshalb Passivität eine unbewusste Strategie sein kann, um Ressourcen zu sparen.
Die Amygdala, unser emotionales Zentrum, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei wahrgenommenen Bedrohungen, zu denen auch schwierige Probleme gehören können, kann sie eine "Kampf, Flucht oder Einfrieren"-Reaktion auslösen. In diesem Kontext kann Passivität als eine Form der Fluchtreaktion verstanden werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Neuroplastizität unseres Gehirns. Wiederholte Passivitätsmuster können neuronale Verbindungen stärken, die diese Verhaltensweisen begünstigen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass wir dank der Neuroplastizität durch bewusstes Üben neuer Verhaltensweisen auch neue, produktivere neuronale Pfade schaffen können.
Überwindung von eigenen Passivitätsmustern
Nachdem du nun weißt, wie diese Passivitätsmuster aussehen können und wie diese möglicherweise entstehen, fragst du dich vielleicht: "Wie kann ich diese bei mir überwinden?" Es gibt tatsächlich praktische Strategien, die dir dabei helfen können, aktiver an Probleme heranzugehen.
Als erstes möchte ich dich Einladen, den erste und wichtigsten Schritt zu machen:
Deine eigenen Passivitätsmuster erkennen!
Beobachte dich selbst in Situationen, in denen du dazu neigst, Probleme zu vermeiden. Dieses Bewusstsein allein kann schon ein kraftvoller Katalysator für Veränderung sein.
Mögliche Fragen
Level | Stimuli | Problem | Optionen |
---|---|---|---|
Existenz | Welche Anzeichen oder Auswirkungen des Themas/Problems nimmst du in deinem persönlichen Leben wahr? | Inwiefern betrifft dieses Thema/Problem dich persönlich? | Welche Verhaltensänderungen könnten für dich relevant sein? |
Bedeutsamkeit | Wie beeinflusst dieses Thema/Problem dein tägliches Leben? | Welche anderen persönlichen Angelegenheiten konkurrieren mit diesem Thema um deiner Aufmerksamkeit? | Welche kleinen Anpassungen könnsten du vornehmen? |
Veränderbarkeit | Welche Aspekte deiner persönlichen Situation erschweren Veränderungen? | Welchen Einfluss glaubst du, auf das Thema/Problem ausüben zu können? | Welche deiner Gewohnheiten oder Überzeugungen könnten Veränderungen im Weg stehen? |
Persönliche Fähigkeiten | Welche Aspekte des Themas/Problems verstehst du noch nicht ausreichend? | Was an der Situation überfordert dich? | Wie könntest du effektiv zur Lösung beitragen? |
Große Probleme können oft überwältigend erscheinen, weshalb es hilfreich sein kann, sie in kleinere, machbare Aufgaben aufzuteilen. Jeder kleine Fortschritt ist ein Sieg gegen die Passivität und kann dich motivieren, weiterzumachen. Vergiss auch nicht, dich selbst für proaktives Verhalten zu belohnen. Positive Verstärkung kann ein starker Motivator sein, egal wie klein der Schritt war. Bei tief verwurzelten Passivitätsmustern kann zudem die Unterstützung eines Coaches oder Therapeuten sehr wertvoll sein... Immer nur wenn du möchtest!
Denk immer daran: Veränderung braucht Zeit. Sei geduldig mit dir selbst und feiere jeden Fortschritt, egal wie klein er erscheinen mag. Mit Ausdauer und den richtigen Strategien kannst du deine Passivitätsmuster überwinden und aktiver an Herausforderungen herangehen.
Falls es dich interessiert: Hier noch ein Link zu einem Arbeitspaper von Prof. Dr. Henning Schulze zum Thema "Mediation Abwertungskonzept".
Wie ich garantiert keine Probleme löse!
1. Die Kunst des Nichtstuns
- Ignoriere das Problem konsequent. Schließlich existiert nicht, was du nicht wahrnimmst.
- Entwickle eine Allergie gegen Verantwortung. Sollte dich jemand auf das Problem ansprechen, antworten stets: "Das ist nicht mein Job."
- Perfektioniere deine Ausreden. "Ich warte auf den richtigen Moment" ist ein Klassiker, der niemals aus der Mode kommt.
- Kultiviere deine innere Couch-Potatoe. Warum etwas unternehmen, wenn man auch Netflix schauen kann?
- Erinnere dich daran: Jedes Problem löst sich von alleine - oder auch nicht. In beiden Fällen musst du nichts tun!
2. Meisterschaft der Überanpassung
- Entwickle ein übersensibles Radar für die Erwartungen anderer. Deine eigenen Bedürfnisse sind ohnehin irrelevant.
- Werde zum Chamäleon. Passe dich jeder Situation an, egal wie widersprüchlich die Anforderungen sind.
- Mache "Ja" zu deinem Lieblingswort. "Nein" ist ab sofort aus deinem Wortschatz gestrichen.
- Interpretiere jede Bitte als Befehl. Wer braucht schon freien Willen?
- Vergesse deine eigene Meinung. Du hast sowieso keine - es sei denn, jemand fragt dich danach.
3. Die hohe Schule der Agitation
- Finde deine Lieblingsablenkung und kultivieren Sie sie zur Perfektion. Kaffeetrinken, Nägelkauen oder zwanghaftes Smartphone-Checken sind hervorragende Optionen.
- Steigere deine nervöse Energie ins Unermessliche. Je mehr du zappelst, desto weniger kannst du dich auf das eigentliche Problem konzentrieren.
- Rede ununterbrochen über das Problem, ohne je eine Lösung in Betracht zu ziehen. Quantität schlägt Qualität!
- Entwickle eine Obsession für irrelevante Details. Warum den Wald sehen, wenn man die Bäume so genau untersuchen kann?
- Verbreite deine Unruhe. Ein aufgeregter Schwarm ist schließlich unterhaltsamer als eine ruhige Problemlösung.
4. Der Triumph der Selbstbeeinträchtigung
- Machen dich sich selbst zum größten Hindernis. Wer braucht schon externe Probleme, wenn man sein eigener Feind sein kann?
- Kultiviere deine selbstdestruktive Gewohnheiten. Je mehr du dir selbst im Weg stehst, desto weniger musst du dich um echte Lösungen bemühen.
- Dramatisiere jede Kleinigkeit. Ein Papier schnitt ist praktisch dasselbe wie eine Naturkatastrophe.
- Sabotiere aktiv deine Erfolge. Sollten du versehentlich etwas erreichen, sorgen dafür, dass es nicht von Dauer ist.
- Perfektioniere deine Kunst des Selbstmitleids. Warum Probleme lösen, wenn man sie so wunderbar beklagen kann?
Befolge diese Anleitungen gewissenhaft, und du kannst sicher sein, dass kein Problem jemals gelöst wird. Gratulation zu deiner Meisterschaft in der Kunst der Passivität!
Das Konzept der Passivität!
Wie in diesem satirischen Handbuch dargestellt wird, stammt Passivität aus der Transaktionsanalyse, einer psychologischen Theorie, die von Eric Berne in den 1960er Jahren entwickelt wurde. In der Transaktionsanalyse wird Passivität als eine Form der Abwertung verstanden - ein Prozess, bei dem Menschen wichtige Aspekte einer Situation ignorieren oder herunterspielen, um Probleme nicht aktiv angehen zu müssen. Die vier Hauptformen der Passivität - Nichtstun, Überanpassung, Agitation und Selbstbeeinträchtigung/Gewalt - repräsentieren verschiedene Wege, auf denen Menschen ihre Fähigkeit zur Problemlösung abwerten und in unproduktiven Verhaltensmustern verharren. Passives Verhalten wird oft mit dem angepassten Kind-Ich-Zustand verbunden. In diesem Zustand wiederholen Menschen früh erlernte und oft problematische Verhaltensweisen, statt als Erwachsene aktiv und lösungsorientiert zu handeln.
Alle ziehen am selben Strang, nur in unterschiedlicher Richtung!
In der modernen Arbeitswelt wird oft von Commitment gesprochen - der Bereitschaft, sich voll und ganz für ein Ziel oder Projekt einzusetzen. Ich übersetze dies gerne mit "Selbstverpflichtung". Doch was oft übersehen wird, ist die enge Verbindung zwischen echtem Commitment und psychologischer Sicherheit und Angst im Team.
Commitment entsteht nicht im luftleeren Raum. Es ist das Resultat eines komplexen Zusammenspiels individueller Werte, persönlicher Ziele und der Teamdynamik. Wahres Engagement kann nur dort gedeihen, wo Menschen sich sicher fühlen, ihre Meinung zu äußern - auch wenn diese von der Mehrheit abweicht.
Psychologische Sicherheit beschreibt genau diesen Zustand: Eine Atmosphäre, in der jeder ohne Angst vor negativen Konsequenzen Ideen, Fragen oder Bedenken äußern kann. In einem solchen Umfeld fühlen sich Mitarbeiter frei, "Nein" zu sagen oder Zweifel anzumelden, ohne Ausgrenzung oder Nachteile befürchten zu müssen.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Hierarchische Strukturen, Gruppendruck oder die Angst, als "Spielverderber" zu gelten, können dazu führen, dass Menschen oberflächliches Commitment vortäuschen. Sie nicken Entscheidungen ab, hinter denen sie in Wirklichkeit nicht stehen. Das Resultat? Projekte, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind, weil wichtige Einwände nie zur Sprache kamen.
Zudem stehen Teams oft vor dem Dilemma konkurrierender Ziele oder begrenzter Ressourcen. Ein neues Projekt mag spannend klingen, aber kollidiert möglicherweise mit bestehenden Verpflichtungen. Hier ist es entscheidend, dass Teams offen über Prioritäten und Kapazitäten diskutieren können.
Ansätze zur Umfeldentwicklung
Möglichkeiten eine Kultur zu schaffen, die sowohl psychologische Sicherheit als auch echtes Commitment fördert können folgende Aspekte berücksichtigen:
- Regelmäßige Gelegenheiten für ehrliches Feedback und offene Diskussionen schaffen.
- Ermutigung zu unterschiedlicher Meinungen sollte zur Norm werden.
- Führungskräfte können eigene Unsicherheiten zugeben.
- Konstruktive Kritik willkommen heißen.
- Aktiv verschiedene Sichtweisen einholen.
- Kritik an einer Idee sollte nicht als persönlicher Angriff wahrgenommen werden.
- Offene Diskussionen über Kapazitäten und konkurrierende Prioritäten führen.
- Misserfolge sollten als Lernchancen begreifen.
Wenn das Umfeld des Teams diese Prinzipien ermöglichen kann, könnte sich daraus ein Umfeld entwickeln, in dem sich Mitarbeiter sicherer fühlen, ihre wahren Gedanken zu äußern. Nur so kann echtes, nachhaltiges Commitment entstehen - eines, das auf Überzeugung basiert, nicht auf Furcht oder Konformitätsdruck.
Letztendlich geht es darum, eine Balance zu finden: zwischen individuellen Bedürfnissen und Teamzielen, zwischen kritischem Denken und konstruktiver Zusammenarbeit. In einem solchen Umfeld wird Commitment nicht erzwungen, sondern entsteht natürlich aus dem gemeinsamen Streben nach Exzellenz.
Stell dir vor, du machst einen gemütlichen Spaziergang durch den Dschungel. Plötzlich springt ein Tiger aus dem Busch! Jetzt wäre es doch etwas unpraktisch zu sagen: "Beobachtung: einen große Karte, bewerte diese Situation aber nicht. Der Tiger ist einfach nur ein neutrales Wesen, das zufällig sehr große Zähne hat." Nein, in diesem Moment ist eine blitzschnelle Bewertung durchaus angebracht - und zwar die, dass du besser die Beine in die Hand nehmen solltest!
Bewertungen sind also nicht nur normal, sondern manchmal sogar überlebenswichtig. Allerdings können sie in der Kommunikation auch zu einigen Stolpersteinen führen. Lass uns diese genauer unter die Lupe nehmen:
1. Das "Sein" des Bösen
"Du bist faul!" - Bäm! Mit einem einzigen Wörtchen hast du gerade jemanden in eine Schublade gesteckt, die so eng ist wie eine Sardinendose. Dabei wolltest du vielleicht nur sagen: "Ich habe bemerkt, dass du in letzter Zeit weniger im Haushalt hilfst." Sei also vorsichtig mit dem Verb "sein" - es kann ganz schön gemein sein!
2. Der Vergleich macht dich fertig
"Max kann das aber viel besser!" Ach ja? Und Max kann bestimmt auch viel besser Bananen schälen, oder? Vergleiche sind wie ein Wettkampf, bei dem es nur Verlierer gibt. Außer Max natürlich, der gewinnt immer.
3. Adjektive und Verben - die heimlichen Superstars der Bewertung
"Sie ist die beste Köchin der Welt!" Wirklich? Hat sie etwa alle 7,9 Milliarden Menschen bekocht? Adjektive und Verben können deine Aussagen aufpeppen, aber auch ordentlich überwürzen. Vorsicht also vor zu viel Geschmacksverstärker in deiner verbalen Suppe!
4. Die Vermischung von Annahmen und Beobachtungen - ein gefährlicher Cocktail
"Du hast absichtlich meine Lieblingsvase zerbrochen!" Moment mal, woher weißt du das? Hast du etwa eine Kristallkugel? Die Vermischung von Annahmen und Beobachtungen ist wie ein Cocktail aus Fanta und Motoröl - es schmeckt nicht nur furchtbar, sondern kann auch ziemlich giftig sein.
5. Verallgemeinerungen - der Hammer, mit dem du alles plattmachst
"Du kommst immer zu spät!" - "Alle Politiker sind korrupt!" - "Du hörst mir nie zu!" Aha, wirklich? Immer? Alle? Nie? Mit Verallgemeinerungen machst du die Welt so flach wie eine Flunder. Dabei ist sie doch eigentlich so schön rund und vielfältig!
6. Deine Meinung ist die einzig wahre - der Klassiker unter den Kommunikationssünden
"So ist das eben, Punkt!" Wer kennt sie nicht, diese unerschütterlichen Felsen der Weisheit, an denen jede andere Meinung zerschellt? Dabei könnte es doch so spannend sein, auch mal andere Perspektiven zu erkunden. Wer weiß, vielleicht entdeckst du dabei sogar, dass die Erde gar keine Scheibe ist!
Zum Schluss noch ein kleiner Tipp für dich: Bewertungen sind wie Gewürze - in Maßen können sie dein Leben und deine Kommunikation bereichern. Zu viel davon, und das Gericht ist versalzen. Also würze deine Gespräche mit Bedacht, und vergiss nicht: Auch dein Gegenüber hat vielleicht ein paar leckere Gewürze in der Tasche!
Ein ernstes Wort zum Schluss: Die Macht der Unterscheidung
Während wir uns humorvoll durch die Fallstricke der Bewertung in der Kommunikation bewegt haben, ist es wichtig, einen Moment innezuhalten und die tiefere Bedeutung zu betrachten.
Die Schlüsselunterscheidung zwischen Beobachtung und Bewertung ist ein fundamentales Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), die in den 1960er Jahren von dem amerikanischen Psychologen Dr. Marshall Rosenberg entwickelt wurde. Diese Unterscheidung ist mehr als nur ein kommunikatives Werkzeug - sie ist eine Einladung, die Welt und unsere Mitmenschen mit klareren Augen zu sehen.
Eine Beobachtung ist das, was du mit deinen Sinnen wahrnimmst - was du siehst, hörst oder erlebst, ohne es zu interpretieren. Eine Bewertung hingegen ist deine persönliche Interpretation oder dein Urteil über das Beobachtete. Zum Beispiel:
- Beobachtung: "Tom ist in dieser Woche dreimal 10 Minuten nach Arbeitsbeginn ins Büro gekommen."
- Bewertung: "Tom ist faul und respektlos gegenüber seinen Kollegen."
Die Fähigkeit, sich der Unterscheidung zwischen Beobachtung und Bewertung bewusst zu sein, kann deine Kommunikation grundlegend verändern. Sie ermöglicht es dir, klarer auszudrücken, was du meinst, und verringert die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen und Konflikten.
Die Gewaltfreie Kommunikation lehrt uns, dass jede Bewertung auf ein unerfülltes Bedürfnis hinweist. Anstatt also jemanden zu kritisieren oder zu verurteilen, können wir lernen, unsere Bedürfnisse klar zu kommunizieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Indem du dir der Unterscheidung zwischen Beobachtung und Bewertung bewusst wirst, öffnest du die Tür zu einer empathischeren, klareren und letztlich erfüllenderen Art der Kommunikation. Es ist ein Weg, der nicht nur deine Beziehungen verbessern, sondern auch dein Verständnis für dich selbst und andere vertiefen kann.
Denk also das nächste Mal, wenn du dich dabei ertappst, wie du eine schnelle Bewertung vornimmst, daran: Hinter jeder Bewertung steht eine Beobachtung und ein Bedürfnis. Erkenne sie, benenne sie, und du wirst feststellen, dass sich neue Wege des Verständnisses und der Verbindung öffnen.
Passend zu diesem Beitrag, lade ich dich ein Die Kunst der Beobachtung zu lesen.
Beobachtung spielt in der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) eine zentrale Rolle. Aber was genau ist eine Beobachtung und wie unterscheidet sie sich von einer Bewertung oder Interpretation? Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen.
Was ist eine Beobachtung?
Eine Beobachtung ist im Kern eine überprüfbare, objektive Tatsache. Sie basiert auf dem, was du mit deinen Sinnen wahrnehmen kannst - sei es visuell, auditiv oder durch andere Sinneseindrücke. Eine hilfreiche Faustregel ist: Eine Beobachtung ist etwas, das eine Videokamera aufzeichnen könnte.
Wichtige Merkmale sind:
- Sie bezieht sich auf einen konkreten Zeitrahmen und eine spezifische Situation.
- Sie ist frei von Bewertungen, Interpretationen oder Verallgemeinerungen.
- Sie löst bei den Beteiligten keinen Widerspruch aus.
Die Herausforderung der "reinen" Beobachtung
In der Theorie klingt das einfach, doch in der Praxis ist es oft schwierig. Warum? Weil wir alle unsere eigenen "Brillen" tragen - unsere persönlichen Erfahrungen, Überzeugungen und Vorurteile, die unsere Wahrnehmung färben.
Diese "Brillen" oder "Biases" sind Teil deines menschlichen Wesens. Sie helfen dir, die Welt zu verstehen und einzuordnen. Gleichzeitig können sie aber auch deine Fähigkeit zur objektiven Beobachtung beeinträchtigen.
Wie kannst du besser beobachten?
- Bewusstsein schaffen: Erkenne an, dass du Biases hast. Jeder hat sie!
- Hinterfrage dich: Frage dich: "Woran mache ich meine Aussage fest?"
- Sei spezifisch: Vermeide Verallgemeinerungen wie "immer" oder "nie".
- Trenne Beobachtung und Bewertung: Achte darauf, was du tatsächlich siehst oder hörst, im Gegensatz zu dem, was du darüber denkst.
- Übe: Wie jede Fähigkeit verbessert sich auch das Beobachten mit der Praxis.
Indem du lernst, deine Beobachtungen klar von deinen Bewertungen zu trennen, schaffst du eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts und der Offenheit. Dies ist nicht nur im Kontext von Feedback wertvoll, sondern in allen Bereichen der Kommunikation, in denen es darum geht, Verständnis zu fördern und Konflikte konstruktiv zu lösen.
Erinnere dich: Eine reine Beobachtung sollte bei den Beteiligten keinen Widerspruch auslösen. Wenn du das erreichst, bist du auf dem richtigen Weg zu einer klareren und gewaltfreieren Kommunikation.
In der Welt der Psychologie existiert ein faszinierender Ansatz namens Konstruktivismus. Dieser legt nahe, dass Menschen ihre Realität möglicherweise aktiv erschaffen, anstatt sie passiv wahrzunehmen. Man mag sich vorstellen, jeder menschliche Geist arbeitet wie ein Filmregisseur, und jeder dreht ständig seinen eigenen Film des Lebens. Jede Szene, jeder Dialog scheint durch eine persönliche Linse interpretiert und gestaltet zu werden und die selbe Situation erscheint in jedem Film anders. Bis die Angst sich einmischt...
Die Angst als möglicher Co-Regisseur
Tritt Angst in Erscheinung, wirkt es, als hätte sich ein pessimistischer Co-Regisseur in das Filmteam geschlichen. Dieser Co-Regisseur neigt womöglich dazu, Szenen düsterer zu gestalten und potenzielle Gefahren in den Vordergrund zu rücken.
Dies äußert sich mutmaßlich in einer selektiven Wahrnehmung. Betroffene nehmen vermutlich vorwiegend bedrohlich wirkende Elemente in ihrer Umgebung wahr. Ein freundliches Lächeln wird unter Umständen plötzlich als spöttisches Grinsen fehlinterpretiert. Ebenso erscheint es plausibel, dass in solchen Momenten negative Vorhersagen dominieren: Eine bevorstehende Präsentation wandelt sich in der Vorstellung zum Desaster, ungeachtet guter Vorbereitung. Hinzu kommt möglicherweise die Überbewertung von Risiken - eine kleine Unstimmigkeit mit einem Kollegen wächst in der Vorstellung eventuell rasch zu einem karrierebedrohenden Konflikt heran.
Die Hypothese der sich selbst erfüllenden Prophezeiung
Das Tückische an dieser mutmaßlich angstgeleiteten Realitätskonstruktion liegt in ihrer potenziellen Selbstbestätigung. Erwartet jemand ständig Ablehnung, verhält er sich womöglich unbewusst distanziert, was wiederum tatsächlich zu Ablehnung führen kann. Es erscheint denkbar, dass ein Kreislauf entsteht, in dem die Angst ihre eigene Berechtigung zu beweisen scheint.
Mögliche Wege zur Neugestaltung
Ausgehend von diesen Annahmen eröffnen sich möglicherweise Wege zur Neugestaltung der Realität. Ein vielversprechender erster Schritt wäre die Bewusstwerdung z.B. mit hilfe eines Coach. Menschen könnten in einem geführten Prozess erkennen und lernen, dass ihre Wahrnehmung lediglich eine Interpretation darstellt, und nicht die absolute Wahrheit ist. Daraus ergeben sich alternativen Handlungsoptionen und Denkrichtungen.
Es ist sinnvoll, sich im Perspektivwechsel zu üben, indem Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Eine hilfreiche Frage lautet vielleicht: Was würde ein optimistischer Freund in dieser Situation denken?
Evidenzbasiertes Denken erweist sich möglicherweise als nützlich. Es bietet sich an, aktiv Beweise zu sammeln, die den eigenen Ängsten widersprechen. Positive Erfahrungen und Erfolge lassen sich notieren. Annahmen können mit der Realität überprüft werden. Nicht selten stellt sich heraus, dass die eigenen Befürchtungen übertrieben waren.
Abgrenzung: Krankhafte Angst und Trauma
Es ist von entscheidender Bedeutung, zwischen alltäglichen Ängsten und krankhaften Angstzuständen oder Traumata zu unterscheiden. Während die bisher beschriebenen Ansätze möglicherweise bei gewöhnlichen Ängsten hilfreich sein können, erfordern klinische Angststörungen und Traumata in der Regel professionelle therapeutische Unterstützung.
In solchen Fällen stößt Coaching an seine Grenzen. Es obliegt der Verantwortung eines Coaches, die Anzeichen ernsthafter psychischer Belastungen zu erkennen und Klienten gegebenenfalls an spezialisierte Fachkräfte wie Psychotherapeuten oder Psychiater zu verweisen. Diese verfügen über die notwendige Ausbildung und die Werkzeuge, um komplexe psychische Zustände angemessen zu behandeln.
Die Zusammenarbeit zwischen Coaches und Therapeuten kann sich als fruchtbar erweisen, wobei jeder in seinem Kompetenzbereich agiert. Während Therapeuten an tieferliegenden psychischen Strukturen arbeiten, können Coaches möglicherweise unterstützend im Bereich der Alltagsbewältigung und der Entwicklung neuer Perspektiven wirken - stets unter Berücksichtigung der therapeutischen Leitlinien.
Fazit: Die mögliche Macht alternativer Narrative
Erkennen Menschen, dass ihre Realität zu einem großen Teil eine Konstruktion ihres Geistes ist, eröffnen sich neue Möglichkeiten. Sie lernen vielleicht, alternative Narrative zu entwickeln und flexibler mit ihren "Alltags"-Ängsten umzugehen.
Es erweist sich möglicherweise als hilfreich, daran zu denken: Die Wirklichkeit könnte sich durchaus anders darstellen, als unser Geist es einem weismachen will. Mit Übung, Bewusstsein oder Unterstützung durch Coaches entwickeln sich Menschen vielleicht zu Hauptregisseuren ihres Lebensfilms und gestalten eine Realität, die weniger von Angst und mehr von Möglichkeiten geprägt ist.