
Macht ist ein Phänomen, das immer unser Zusammenleben und Arbeiten prägt. In Teams und Organisationen begegnen uns unterschiedliche Arten von Macht, die jeweils ihre eigenen Dynamiken und Herausforderungen mit sich bringen.
Ich möchte hier zwei zentrale Konzepte vorstellen – „Macht über“ und „Macht mit“. Diese stehen hierbei im Mittelpunkt dieser Reflexion. Während „Macht über“ durch Hierarchien, Kontrolle und Dominanz gekennzeichnet ist, betont „Macht mit“ Kooperation, Teilhabe und Gleichberechtigung. Ein Wandel von einer Machtform zur anderen kann nicht nur eine humanere, sondern auch eine pychologisch sicherere Arbeitswelt hervorbringen.
Doch dieser Wandel nicht statisch und alles andere als geradlinig und frei von Widersprüchen. Ein Wandel sollte regelmäßig zwischen Stabilität und Flexibilität, Kontrolle und Partizipation sowie Effizienz und Inklusion ausbalanciert und angepasst werden. Darüber hinaus passt nicht jede "Machtform" in jeden Kontext. Je nach Situation kann es notwendig sein, dynamisch Verantworlichkeiten und Rechenschaften neu zu verteilen.
Die Doppelnatur der Macht
„Macht über“ beschreibt jene Form von Macht, in der Einzelpersonen oder Gruppen über andere bestimmen – oft ohne deren Zustimmung. Sie schafft klare Hierarchien, die erstmal Stabilität und schnelle Entscheidungsfindungen ermöglichen. Gleichzeitig birgt diese Machtform jedoch erhebliche Risiken: Kontrolle und Überwachung können zu einem Klima der Angst, Unterdrückung und Demotivation führen. Hier zeigt sich das erste Paradoxon: Macht, die eigentlich der Steuerung und Ordnung dienen soll, wird zum Instrument der Ausgrenzung und des Missbrauchs. Wer Macht über andere ausübt, läuft Gefahr, sich von den Bedürfnissen und Perspektiven derer zu entfernen, die sie eigentlich führen soll. Empathie und moralische Verantwortlichkeit bleiben dabei oft auf der Strecke.
Im Gegensatz dazu steht „Macht mit“, die auf gemeinschaftlicher Entscheidungsfindung und gegenseitiger Unterstützung basiert. Dieser Ansatz fördert nicht nur das Gefühl der Zugehörigkeit, sondern auch die kollektive Kreativität und Innovationskraft. Doch auch „Macht mit“ ist nicht frei von Herausforderungen. Die gleichberechtigte Partizipation aller Mitglieder kann Entscheidungsprozesse verlangsamen und komplexer machen. Hier zeigt sich das zweite Paradoxon: Während der demokratische, inklusive Ansatz auf den ersten Blick ideal erscheint, besteht die Gefahr, dass zu viele gleichberechtigte Stimmen den Entscheidungsprozess lähmen.
Der kontinuierlicher Balanceakt
Organisationen die versuchen ein System von „Macht über“ zu „Macht mit“ umzustellen, lassen sich auf einen ständigen Balanceakt ein. Führungskräfte stehen hierbei vor der schwierigen Aufgabe, einerseits autoritäre Entscheidungen zu treffen, wenn es die Situation erfordert, und andererseits den Raum für offene Diskussionen und Mitbestimmung zu schaffen. Dieser Spagat birgt das dritte Paradoxon: die Ambivalenz der Führung.
Führungskräfte müssen Autorität ausüben, ohne die kollektive Intelligenz des Teams zu untergraben. Sie müssen zwischen der Notwendigkeit klarer Anweisungen und der Förderung von Eigenverantwortung abwägen, um eine Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen herzustellen. Ein Beispiel hierfür ist eine Führungskraft, die einerseits klare Entscheidungen treffen muss, um Effizienz und Termintreue zu gewährleisten, andererseits jedoch darauf angewiesen ist, das Team aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden. Dies kann zu Spannungen führen, wenn Teammitglieder unterschiedliche Erwartungen an ihre Mitbestimmung haben oder wenn partizipative Prozesse Entscheidungsfindungen verlangsamen.
Innerhalb von Teams zeigt sich dieses Spannungsfeld besonders deutlich, etwa wenn sich Teammitglieder in einem agilen Projektumfeld bewegen. Beispielsweise kann eine flache Hierarchie, in der alle Stimmen gleichwertig behandelt werden, zu langen Diskussionen und einer Verzögerung von Entscheidungen führen. Andererseits kann eine klare hierarchische Führung zwar effiziente Abläufe sichern, aber auch die Kreativität und Eigenverantwortung der Teammitglieder einschränken. Ein Team, das zu stark von „Macht über“ geprägt ist, leidet häufig unter Demotivation, Stress und einem Verlust an Kreativität, da die Mitglieder sich nicht als wesentliche Mitgestalter des Prozesses fühlen. Gleichzeitig besteht in Teams, die ausschließlich auf „Macht mit“ setzen, die Gefahr, dass Konflikte vermieden oder unterdrückt werden, um den Gemeinschaftsgeist nicht zu gefährden. Dies kann zu einem Mangel an kritischer Reflexion führen, wodurch wichtige Differenzen und innovative Ansätze nicht ausreichend zur Sprache kommen.
Autonomie und Freiheit
Die Balance zwischen Führung und Geführten gleicht einem Tauziehen. Wenn ein System im Außen keine festen Regeln hat, benötigt es umso stärker innere Regeln, um eine funktionierende "Macht miteinander" zu gewährleisten. Umgekehrt gilt: Je stärker eine Person "Macht über" ausübt, desto weniger explizite Regeln werden in einer Gruppe benötigt. Diese Dynamik zeigt sich besonders in Organisationen, in denen Selbstorganisation und Hierarchie in einem Spannungsverhältnis stehen.
Der Weg zu einer ganzheitlichen Machtkultur
Der Wandel von „Macht über“ zu „Macht mit“ ist kein einfacher oder endgültiger Prozess, sondern ein fortwährender Versuch, die positiven Aspekte beider Machtformen zu integrieren und ihre jeweiligen Risiken zu minimieren. Es handelt sich um einen dynamischen Balanceakt, bei dem Hierarchien und partizipative Elemente gleichermaßen ihren Platz haben müssen. Führungskräfte und Teammitglieder sind gleichermaßen aufgerufen, Machtverhältnisse kontinuierlich zu hinterfragen, um eine Kultur zu schaffen, in der sowohl klare Verantwortlichkeiten als auch gemeinschaftliche Mitgestaltung möglich sind.
Die Reflexion über die Paradoxien, die mit Macht einhergehen, zeigt, dass weder die autoritäre noch die rein demokratische Machtform als Allheilmittel gelten kann. Vielmehr muss der Blick auf die Konstellation und den Kontext gerichtet werden, in dem Macht ausgeübt wird. Nur durch eine bewusste Auseinandersetzung mit den ambivalenten Facetten von Macht können wir Organisationen formen, indem wir regelmäßig bestehende Machtstrukturen reflektieren, unterschiedliche Perspektiven einbeziehen und transparente Kommunikationsprozesse etablieren. Dies ermöglicht eine stetige Anpassung an neue Herausforderungen und verhindert die Verfestigung unerwünschter Hierarchien. So entstehen Organisationen, die nicht nur effizient und innovativ sind, sondern auch gerecht und menschlich.
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Manipulation ist ein allgegenwärtiges Phänomen menschlicher Wahrnehmung und Kommunikation. Während sie oft als bewusstes Irreführen verstanden wird, zeigt eine systemische Perspektive, dass Manipulationsprozesse tief in unseren kognitiven Strukturen und sozialen Interaktionen verankert sind. Ich möchte hier versuchen darzustellen, wie unsere Wahrnehmung auf verschiedenen Ebenen – von individuellen kognitiven Prozessen bis hin zu gesellschaftlichen Dynamiken – beeinflusst und geformt wird.
Individuelles Erleben
Unser Gehirn arbeitet täglich mit begrenzten Ressourcen. Aus evolutionsbiologischer Sicht ist es ineffizient – ja sogar gefährlich –, alle Details der sensorischen Umwelt bewusst zu verarbeiten. Deshalb bedient es sich der Redundanzreduktion, einem Prozess, bei dem das Gehirn die Komplexität eingehender Informationen reduziert, indem es wiederkehrende oder unwichtige Reize ausfiltert.
Magier z.B. nutzen dieses Prinzipien gezielt aus, um unsere Sinne zu täuschen. Sie zeigen uns alltägliche Reize in einem überraschenden Kontext und aktivieren damit unsere Wahrnehmungsmuster. Unser Gehirn greift dann auf bekannte Interpretationsschemata zurück, anstatt die Situation neu zu erfassen und zu analysieren. Dies führt zu einem kognitiven Kurzschluss: Wir sehen, was wir zu sehen erwarten, nicht was tatsächlich geschieht.
Dieser Mechanismus zeigt sich besonders deutlich in Phänomenen wie der Change- und Inattentional Blindness. Das berühmte "Gorilla-Experiment" demonstriert eindrucksvoll, wie Menschen einen Menschen im Gorillakostüm übersehen können, wenn ihre Aufmerksamkeit auf das Zählen von Basketballpässen gerichtet ist. Diese selektive Wahrnehmung ist kein Fehler, sondern eine notwendige Anpassung unseres Gehirns an eine komplexe Umwelt.
Emotionen in Manipulationsprozessen
Ein weiterer Aspekt ist die zentrale Bedeutung von Emotionen bei Manipulationsprozessen. Der Kontext und emotionale Zustände beeinflussen maßgeblich, wie wir Informationen wahrnehmen, verarbeiten und speichern. Angst kann beispielsweise dazu führen, dass wir Bedrohungen überschätzen und vorschnell Entscheidungen treffen. Positive Emotionen wie Hoffnung oder Begeisterung können unsere kritische Urteilsfähigkeit einschränken.
Professionelle Manipulatoren – von Werbefachleuten bis zu politischen Strategen – nutzen diese emotionalen Mechanismen gezielt. Sie verknüpfen Botschaften mit starken Gefühlen, aktivieren Gruppenzugehörigkeitsgefühle oder spielen mit Verlustängsten. Die emotionale Komponente macht Manipulation besonders wirksam, da sie unterhalb der Schwelle bewusster Reflexion operiert.
Zwischenmenschlichen Beziehungen
In sozialen Interaktionen zeigen sich ebenfalls Manipulationsmuster auf vielfältige Weise. Ein aufschlussreiches Beispiel sind Verkaufsgespräche: Geschulte Verkäufer nutzen ähnliche Aufmerksamkeitslenkungstechniken wie Magier. Sie bauen zunächst eine Beziehung auf, indem sie die Körpersprache ihres Gegenübers spiegeln. Dann lenken sie die Aufmerksamkeit gezielt auf bestimmte Merkmale, während sie von möglichen Nachteilen ablenken. Dabei nutzen sie soziale Skripte wie das Prinzip der Reziprozität – mit anderen Worten: wer etwas bekommt, fühlt sich zu einer Gegenleistung verpflichtet.
In digitale Medien werden diese Mechanismen heute durch Algorithmen automatisiert. Systeme wie z.B. Social Media, Einkaufsportale oder Streaming-Dienste lernen unsere Vorlieben und Schwächen kennen und präsentieren uns gezielt Inhalte, die unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen oder emotionale Reaktionen hervorrufen. Dies verstärkt bereits vorhandene Wahrnehmungsmuster und können zu einer verzerrten Realitätswahrnehmung führen.
Gesellschaftliche Dimension
Auf gesellschaftlicher Ebene verstärken sich individuelle und soziale Manipulationsmechanismen gegenseitig. Der "Familiarity-Effekt" wird durch verwandte Phänomene wie den "Mere-Exposure-Effekt" (die zunehmende Präferenz für häufig wahrgenommene Reize) und den "Confirmation Bias" (die Tendenz, bestätigende Informationen zu bevorzugen) ergänzt. Diese Effekte könnten erklären, warum wiederholte Falschinformationen auch dann wirksam sein können, wenn sie eigentlich sachlich widerlegt wurden.
Medien und politische Akteure nutzen diese menschlichen Mechanismen systematisch. Gezielte Wiederholung, emotionale Aufladung und soziale Verstärkung können genutzt werden, um Überzeugungen zu etablieren, die sich von der objektiven Realität weit entfernt sind. In der digitalen Gesellschaft wird dieser Prozess durch Echokammern und Filterblasen noch verstärkt.
Praktische Implikationen und Handlungsempfehlungen
Um Manipulation besser zu erkennen und ihr zu begegnen, können mehrere Strategien hilfreich sein:
Regelmäßige Reflexionspausen einlegen: Innehalten und die eigenen Entscheidungsprozesse hinterfragen:
- Welche Emotionen beeinflussen gerade meine Wahrnehmung?
- Auf welchen Vorannahmen basiert meine Interpretation?
- Welche alternativen Perspektiven werden ausgeblendet?
Aktive Informationssuche:
- Gezielt nach Gegenargumenten und alternativen Sichtweisen suchen
- Verschiedene Informationsquellen nutzen
- Expertenmeinungen einholen und kritisch prüfen
Emotionale Kompetenz entwickeln:
- Eigene emotionale Reaktionen wahrnehmen und verstehen
- Zwischen sachlicher Information und emotionaler Manipulation unterscheiden lernen
- Bewusste Entscheidungen trotz emotionaler Beeinflussung treffen
Zusammenfassung
Manipulation ist ein komplexes Phänomen, das in der menschlichen Wahrnehmung und Kommunikation tief verwurzelt ist. Ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen (wie vielleicht in Ansätzen hier beschrieben) – von kognitiven Abkürzungen über emotionale Prozesse bis hin zu sozialen Dynamiken – kann uns helfen, bewusster mit Manipulationsversuchen umzugehen. Dabei geht es nicht darum, jede Form von Beeinflussung zu vermeiden, sondern eine reflektierte und selbstbestimmte Haltung zu entwickeln.
Die Kunst der Magie und Show-Illusion lehrt uns dabei eine wichtige Lektion: Auch wenn wir die Mechanismen der Täuschung kennen, können wir uns ihrer Wirkung nie vollständig entziehen. Umso wichtiger ist es, unsere eigenen Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozesse kontinuierlich zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
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Wir treffen pro Tag ca. 35.000 Entscheidungen – mal bewusst, mal unbewusst, mal impulsiv, mal überlegt. Doch was steckt hinter dem Prozess des Entscheidens? Ein Blick auf das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Fantasie zeigt, dass unsere Entscheidungen weit mehr sind als reine Kalkulationen. Sie entspringen einer komplexen Wechselwirkung zwischen dem, was unsere Sinne erfassen, und dem, was unser Geist in Form von Vorstellungen ergänzt und interpretiert.
Die Rolle der Wahrnehmung und Fantasie
Unsere Sinne nehmen täglich eine Fülle von Informationen auf – in der Bahn, beim Spaziergang oder beim Warten am Bahnhof. Doch die Realität, die wir erleben, ist nicht das direkte Abbild der Welt. Unser Gehirn arbeitet aktiv daran, unvollständige oder unscharfe Eindrücke zu einem stimmigen Gesamtbild zu verknüpfen und zu stabilisieren. Hier übernimmt die Fantasie eine zentrale Rolle: Sie ergänzt, interpretiert und strukturiert sensorische Daten. Wenn wir uns vorstellen, wie eine erwartete Person aussieht oder sich verhält, hilft uns diese gedankliche Vorwegnahme nicht nur dabei, sie in der Menge zu erkennen, sondern auch darauf zu reagieren. So wird aus einer einfachen Wahrnehmung eine bewusste Entscheidung.
Somit dient Fantasie nicht nur zur Ergänzung der Realität, sondern fungiert auch als Antizipationsmaschine. Unser Geist simuliert ständig Zukunftsszenarien: Stellen wir uns vor, dass es regnet, stellen wir uns automatisch vor wie es sicht anfühlt nass zu sein, bei Kälte und Nässe zu einem Ort zum Anderen zu gelangen und entscheiden uns dafür, einen Schirm mitzunehmen. Solche unbewussten Simulationen sind essenziell, da sie uns helfen, Risiken einzuschätzen und unser Verhalten daran anzupassen. Beispielsweise visualisieren wir beim Überqueren einer Straße, wie sich der Verkehr entwickelt, oder ein Sportler stellt sich vor, wie ein Wettkampf abläuft, um seine Strategie zu optimieren. In Gedanken durchspielen wir alternative Handlungen, erleben die potenzielle Konsequenzen (im hier und jetzt) und lernen, was sich richtig anfühlt und was nicht.
Die Verbindung zwischen Fantasie, Emotionen und Empathie
Unsere Vorstellungskraft beeinflusst nicht nur unsere Entscheidungen, sondern auch unsere Fähigkeit zur Empathie. Indem wir uns in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer hineinversetzen, verstehen wir deren Handeln besser und bauen eine tiefere Verbindung zu ihnen auf. Fantasie ruft eine Vielzahl von Emotionen hervor – Freude, Mitgefühl, Besorgnis oder sogar Angst. Wenn wir uns beispielsweise in die Lage eines Freundes versetzen, der eine gute Nachricht erhält, empfinden wir seine Freude mit. Ebenso können wir durch das Vorstellen einer schwierigen Situation, die eine andere Person durchlebt, Traurigkeit verspüren und uns zu unterstützendem Handeln motiviert fühlen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zum „Spiegelneuronen-System1“ zeigen, dass unser Gehirn in der Lage ist, Emotionen anderer nachzuempfinden, was sich wiederum auch auf unser Entscheidungsverhalten auswirkt.
Fantasie als Coaching-Instrument
Gerade weil Fantasie eine Brücke zwischen inneren Vorstellungen und realen Entscheidungen bildet, wird sie auch gezielt im Coaching genutzt. Methoden wie die Wunderfrage („Stellen Sie sich vor, über Nacht wäre Ihr Problem gelöst – woran würden Sie es erkennen?“) oder "Was wäre wenn"-Fragen helfen Klienten, neue Perspektiven zu erschließen und die Fantasie des Coachee zu aktivieren. Solche gedanklichen Experimente durchbrechen festgefahrene Denkmuster, entdecken alternative Lösungswege und fördern Mut zur Veränderung. Denn eine fantasierte Episorde wird im Körper durchlebt und erfahren. Durch das spielerische Erkunden von Zukunftsszenarien können somit innere Blockaden gelöst und neue Entscheidungsstrategien in "sicherer Umgebung" erprobt werden.
Die Schattenseite der Fantasie
Nachdem wir gesehen haben, wie Fantasie Empathie fördert, kreative Lösungen ermöglicht und zur Vorbereitung auf Herausforderungen beiträgt, wird deutlich, welch wertvolle Rolle sie spielt. Doch Fantasie hat auch ihre Schattenseiten. Sie kann uns in die Irre führen, wenn sie nicht mehr von der Realität abgegrenzt wird. Ein Übermaß an Wunschvorstellungen kann dazu führen, dass realistische Einschätzungen verloren gehen und Entscheidungen auf unrealistischen Annahmen basieren. Dies zeigt sich etwa bei Menschen, die sich in Tagträume flüchten und dadurch Herausforderungen im realen Leben vermeiden.
Eine Studie2 der Harvard University mit 2250 Freiwilligen, durchgeführt von Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert, ergab, dass die Probanden etwa die Hälfte ihrer Wachzeit mit Tagträumen verbrachten und nicht zufriedenheit fördert. Übersteigerte Erwartungshaltungen können zu Enttäuschungen führen und psychische Belastungen nach sich ziehen. Es liegt daher an uns, einen gesunden Umgang mit unserer Vorstellungskraft zu pflegen – sie als wertvolles Werkzeug zu nutzen, ohne uns von ihr dominieren zu lassen.
Fantasie als Schlüssel bewusster Entscheidungen
Im Spannungsfeld zwischen Realität und der grenzenlosen Welt der Fantasie liegt der Schlüssel zu bewussten und reflektierten Entscheidungen. Die Fähigkeit, in Gedanken Alternativen zu erproben und mögliche Szenarien durchzuspielen, erweitert unseren Horizont und bereichert unser Leben. Wie Albert Einstein einst betonte, ist Vorstellungskraft oft wichtiger als reines Wissen, denn sie erlaubt uns, über das Bekannte hinauszugehen und neue Wege zu entdecken.
Letztlich zeigt sich, dass eine reflektierte Nutzung unserer Vorstellungskraft nicht nur individuelle Entscheidungen verbessert, sondern auch zu kreativen und innovativen Lösungen führt. So wird jede Entscheidung – sei sie noch so klein – zu einem bewussten Schritt in der Gestaltung unserer eigenen Realität.
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Quellenverweise:
- https://www.spektrum.de/news/was-steckt-wirklich-hinter-den-spiegelneuronen/1991029 ↩︎
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21071660/ ↩︎

Feedback ist ein mächtiges Werkzeug – wenn es richtig eingesetzt wird. Doch oft erleben wir, dass Rückmeldungen falsch verstanden, unterschiedlich interpretiert oder gar abgelehnt werden. Woran liegt das? Die Antwort könnte sich in zwei faszinierenden Konzepten aus der Neurowissenschaft: Predictive Coding und multistabile Wahrnehmung finden.
Wie unser Gehirn Feedback „vorhersagt“
Laut der Predictive-Coding-Theorie ist unser Gehirn kein passiver Beobachter der Welt. Stattdessen arbeitet es wie ein Vorhersagemodell und trifft eine Vorhersage, was passieren wird, basierend auf unseren Erfahrungen, Erwartungen und Annahmen. Neue Informationen – sei es ein Lob oder eine Kritik – werden mit diesen Vorhersagen abgeglichen. Stimmen sie nicht überein, passen wir entweder unser Modell an oder ignorieren die Information, um kognitive Dissonanz zu vermeiden.
Feedback-Empfänger:innen hören oft nicht, was tatsächlich gesagt wird, sondern das, was sie erwarten. Wer häufig negative Rückmeldungen erhalten hat, wird möglicherweise auch konstruktive Kritik als Angriff wahrnehmen. Dieses Phänomen ist nicht böse Absicht, sondern ein natürlicher Prozess, der unser aller Wahrnehmung prägt.
Mehrdeutigkeit und die Kunst des Perspektivwechsels

Das Konzept einer multistabilen Wahrnehmung zeigt, dass unser Gehirn zwischen verschiedenen Deutungen hin- und herspringen kann, wenn ein Reiz mehrdeutig ist. Ein bekanntes Beispiel sind Kippbilder, bei denen wir entweder eine junge oder ältere Person sehen – aber nie beides gleichzeitig. Diese Flexibilität ist ein Beweis dafür, dass Wahrnehmung keine objektive Abbildung der Realität ist, sondern von Aufmerksamkeit, Vorerfahrungen und Kontext abhängt.
Übertragen auf Feedback bedeutet das: Dieselbe Rückmeldung kann mehrere Perspektiven enthalten und von Personen völlig unterschiedlich interpretiert werden. Eine Aussage wie „Das kannst du noch verbessern“ kann motivierend oder entmutigend wirken, je nachdem, welche Perspektive man einnimmt. Feedback ist also immer mehrdeutig – und das ist völlig normal.
Ambiguität als Chance: Feedback bewusst gestalten
Wenn klar wird, dass Wahrnehmung subjektiv und vieldeutig ist, kann Feedback gezielter gestalten und empfangen werden:
- Vorannahmen hinterfragen
Sowohl Sender:innen als auch Empfänger:innen sollten sich ihrer Erwartungen bewusst sein. Eine gute Frage lautet: „Reagiere ich auf das, was gesagt wurde, oder auf das, was ich erwartet habe zu hören?“ - Zum Perspektivwechsel einladen
Wie bei einem Kippbild hilft es, aktiv nach alternativen Interpretationen zu suchen. Feedbackgeber:innen können fragen: „Wie hast du das verstanden?“ und so Missverständnisse aufdecken. - Klarheit schaffen
Ambiguität lässt sich nicht vollständig eliminieren, aber durch klare, spezifische Sprache können Missverständnisse reduziert werden. Statt „Das war nicht optimal“ könnte man sagen: „Ich habe gesehen, dass du den Bericht erst zehn Minuten vor der Deadline abgegeben hast. Wie können wir das in Zukunft besser planen?“
Feedback als Werkzeug für gemeinsames Lernen
Indem wir Feedback nicht als eine „Wahrheit“, sondern als einen Raum von Perspektiven und Möglichkeiten verstehen, schaffen wir Potential für Entwicklung. Predictive Coding erinnert uns daran, dass unsere Wahrnehmung von Erwartungen geprägt ist, während multistabile Wahrnehmung uns lehrt, dass es oft mehrere „richtige“ Sichtweisen gibt.
Ambiguität im Feedback ist also kein Problem, sondern eine Einladung zum Dialog. Wer diese Vieldeutigkeit erkennt und aktiv adressiert, kann nicht nur Missverständnisse vermeiden, sondern eine Kultur des gegenseitigen Verstehens und Lernens schaffen.
Der Schlüssel liegt im bewussten Umgang mit der Tatsache, dass jede:r die Welt ein wenig anders sieht.
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Wie oft hörst du dich oder andere sagen: "Ich muss das tun" oder "Wir müssen das machen"? Die Sprache des Müssen ist tief in unserem Alltag verwurzelt. Aber was wäre anders, wenn du beginnst, diese Aussagen zu hinterfragen und dich für etwas zu Entscheiden?
Deine Wortwahl beeinflusst maßgeblich, wie deine eigene Situation wahrnimmst und darauf reagierst. Der häufige Gebrauch von "müssen" kann einen Menschen in eine passive Rolle drängen, in dem er sich äußeren Zwängen ausgeliefert fühlt. Kann ich mich dagegen Entscheiden?
Von der Verpflichtung zur Wahl
Ein möglicher erster Schritt zur Veränderung ist, dass eigene Sprachmuster zu hinterfragen. Also damit zu beginnen, darauf zu achten wann, wo und wie oft du das Wort "müssen" eigentlich nutzt.
Um dieses Muster aufzubrechen, nutze ich gerne eine kleine Intervention oder Transferaufgabe, zu denen ich meine Coachees einlade:
"… entscheiden sie sich dafür, eine Woche lang 'müssen' durch 'entscheiden' zu ersetzen!"
Dieser einfache Versuch kann weitreichende Effekte haben. Statt "Ich muss zur Arbeit gehen" wird daraus "Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen". Anstelle von "Wir müssen das Projekt bis Freitag fertigstellen" wird es zu "Wir entscheiden uns, das Projekt bis Freitag fertigzustellen".
Wo ich bin, will ich sein
Jens Corrsen - Der Selbst-Entwickler
Alles andere wäre mir in
meiner Vorstellung zu teuer!
Für den "guten" Grund entscheiden
Wenn „müssen“ durch „entscheiden“ ersetzt wird, öffnet sich eine Tür zu einer tieferen Reflexion. Sofort steht die Frage im Raum: „Warum entscheide ich mich dafür?“, „Möchte ich mich denn dafür entscheiden?“ oder „Wie wird die Welt denn sein, wenn ich mich dafür/dagegen entscheide?“
Dies führt vielleicht zu den eigenen Bedürfnissen (zu einem „guten“ Grund) die befriedigt werden möchten. Wenn gesagt wird: „Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen“, könnte die Fortsetzung lauten: „…weil ich meine Kollegen unterstützen möchte“ oder „…weil ich meine Fähigkeiten einsetzen und wachsen möchte“.
Diese Betrachtungsweise hilft dabei, die Aspekte und Auswirkungen einer Entscheidung zu erkennen. Sie verstärkt das Gefühl von Sinn und Zweck in täglichen Handlungen. Statt dass du dich von äußeren Zwängen getrieben zu fühlst, erkennst du deine Werte und Ziele (an), die hinter deiner bewussten Entscheidung stehen.
Die Kraft der Selbstwirksamkeit
Indem das Sprachmuster verändert wird und die Gründe für eine Entscheidung reflektiert werden, verändert sich auch die Wahrnehmung. Es entsteht die Erkenntnis, dass in den meisten Situationen tatsächlich eine Wahl besteht! Diese Erkenntnis stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit – das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Situationen zu beeinflussen und zu gestalten.
Der Weg vom Müssen zum Entscheiden ist nicht immer einfach, aber er ist unglaublich bereichernd. Du gestaltest so aktiv dein Handeln und nutzt Sprache bewusst indem du deine Entscheidungen reflektierst. So kannst du Selbstbestimmung dein persönliches Wachstum fördern.
Also lade ich dich ein: Probiere es aus! Ersetze für eine Woche jedes "müssen" durch ein bewussteres "entscheiden". Beobachte aufmerksam wie dein Denken sich verändert – vielleicht überrascht es dich, welchen positiven Effekt die Veränderung eines Wortes auf dein Leben hat.
Erlebe selbst den Unterschied zwischen einem Leben voller äußerer Zwänge und einem Leben voller bewusster Entscheidungen!

Hast du dich schon einmal dabei ertappt, anderen Verhaltensweisen vorzuwerfen, die du selbst an den Tag legst? Oder solch Verhalten bei anderen bemerkt? Willkommen in der komplexen Welt der Doppelmoral. Dieses allgegenwärtige Phänomen betrifft uns alle – sowohl als Individuen als auch als Gesellschaft.
Die Facetten der Doppelmoral
Vielleicht kennst du die Situation: Du setzt dich leidenschaftlich für etwas ein, handelst dennoch mit einer komplett anderen Strategie. Oder du ertappst dich dabei, wie du das Verhalten deiner Freunde nachsichtiger beurteilst als das von Fremden. Es könnte auch sein, dass sich deine moralischen Standards je nach Kontext verändern. All diese Beispiele verdeutlichen die Vielschichtigkeit moralischer Entscheidungen im Alltag.
Die Außenperspektive: Doppelmoral bei anderen erkennen
Oft ist es einfacher, Doppelmoral bei anderen zu erkennen als bei einem selbst! Als externer Beobachter:in hast du den Vorteil der emotionalen Distanz und kannst Widersprüche zwischen Worten und Taten objektiver wahrnehmen. Denk an einen Geschäftsführer:in, der allen Mitarbeitern schwierige Zeiten predigt und zum Sparen aufruft und kurz darauf stolz mit seinem neuen Firmenwagen auf den Hof fährt – solche Widersprüche fallen dir vermutlich sofort auf.
Eine Außenperspektive kann wertvoll sein, um gesellschaftliche Missstände aufzudecken und Veränderungen anzustoßen. Jedoch ist hier Vorsicht geboten: Es besteht die Gefahr, vorschnell zu urteilen, ohne die komplexen Umstände und inneren Konflikte des Individuums zu berücksichtigen.
Funktion und Bedeutung von Doppelmoral im sozialen Kontext
Aus systemischer Sicht erfüllt auch Doppelmoral bestimmte Funktionen im sozialen Gefüge – so problematisch sie auch sein mag. Sie kann als Selbstschutzmechanismus dienen, um dein Selbstbild und deinen sozialen Status zu bewahren. In einer vielschichtigen Gesellschaft ermöglicht sie eine gewisse Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche soziale Kontexte. Manchmal hilft sie auch dabei, offene Konflikte zu vermeiden und oberflächliche Harmonie in sozialen Beziehungen zu wahren.
Interessanterweise kann Doppelmoral auch ein Anzeichen für den Wandel sozialer Normen sein. Sie spiegelt oft den Übergang zwischen alten und neuen Wertesystemen. Auf individueller Ebenekann sie dir dabei helfen, deine eigenen innere Konflikte zwischen Überzeugungen und Handlungen zu bewältigen und psychischen Stress zu reduzieren.
Wege zur Überwindung von Doppelmoral
Als systemischer Coach unterstütze ich Menschen dabei, die eigenen moralischen Widersprüche zu erkennen und anzugehen. In der Selbstreflexion und Bewusstseinsbildung kann ein tieferes Verständnis für eigene Werte und Handlungen entwickelt werden. Darüber hinaus kann die Förderung von Empathie sowie ein Perspektivwechsel helfen, die aufwallenden Emotionen bei der Bobachtung von Paradoxien beser zu verstehen.
Eine weiteres mögliches Werkzeug um mit Doppelmoral umzugehen ist: Beobachtungen klar von Bewertungen zu trennen. Statt jemanden als "heuchlerisch" zu bezeichnen, könnte es hilfreicher sein zu sagen: "Ich beobachte folgenden Unterschied zwischen deinen Worten und deinen Handlungen:.."
Wenn es für dich möglich ist, kann das Erforschen der dahinterliegenden Bedürfnisse hilfreich sein. Vielleicht entdeckst du bei dir z.B. ein Bedürfnis nach Integrität oder Authentizität. Indem du deine Gefühle und Bedürfnisse offen kommunizierst, ohne zu urteilen, schaffst du einen Raum für echten Dialog und Verständnis. Du könntest sagen: "Ich bin ich verwirrt und wünsche mir mehr Klarheit. Wie siehst du das?"
Dieser Ansatz hilft dir, empathisch mit dir selbst und anderen umzugehen, anstatt in Vorwürfe oder Selbstverurteilung zu verfallen. So kannst du die emotionale Ladung der Situation reduzieren und den Weg für konstruktive Lösungen ebnen.
Das Streben nach Integrität in einer komplexen Welt
Die Auseinandersetzung mit Doppelmoral erfordert ein tiefes Verständnis für die Komplexität menschlichen Verhaltens und sozialer Systeme. Während Menschen danach streben, Worte und Taten in Einklang zu bringen, ist es ebenso wichtig, Verständnis und Mitgefühl für die zu Entwickeln, denen Kompass in einer vielschichtigen Welt gegenüberstehen nicht immer den selben Norden anzeigt.
Ziel ist es nicht, Perfektion zu erreichen, sondern ein höheres Maß an Selbstbewusstsein und Integrität zu entwickeln. Indem du Doppelmoral als Ausgangspunkt für Wachstum und Veränderung betrachtest, kannst du dazu beitragen eine reflektiertere und authentischere Gesellschaft aufzubauen.

Stell dir vor, Wissen wäre ein Gebäude. Im klassischen Modell wäre es ein Wolkenkratzer: Daten im Erdgeschoss, darüber Informationen, dann Wissen und ganz oben, einsam und erhaben, die Weisheit. Aber was, wenn Wissen kein Wolkenkratzer, sondern ein lebendiges, pulsierendes Netzwerk und Kompetenz ein Prozess wäre? Willkommen in der Welt des Weisheits-Nexus!
DIKW-Pyramide... ein klassische Modell


Es gibt das sogenannte DIKW-Modell12 (Data, Information, Knowledge, Wisdom). An seiner Basis findest du Daten, die Quelle alles Wissens - in meinem Beispiel hier... einzelne Fakten, Zahlen und Buchstaben. Darüber liegen die Informationen, die nichts anderes sind als Daten mit Kontext, vergleichbar mit möglichen Wörtern. Die nächste Stufe bildet das Wissen, das angewandte Informationen darstellt, mögliche Sätze die sich aus Worten bilden lassen. An der Spitze thront schließlich die Weisheit, der Heilige Gral. In diesem Beispiel hier z.B. ein tiefsinniger Haiku.
Die DIKW-Pyramide kann tiefes Verständnis und die Fähigkeit, Wissen situationsgerecht anzuwenden, ermöglichen. Ein schönes Modell, oft im Rahmen von Knowledge-Management genutzt, für meine systemische Perspektive allerdings ein wenig zu statisch im Hinblick auf eine sich ständig ändernden, dynamischen Welt?
Die Netzwerk-Revolution: Der Weisheits-Nexus

Hier kommt meine Idee des Weisheits-Nexus ins Spiel. Stell dir vor, die verschiedenen Ebenen des Wissens sind nicht übereinander gestapelt, sondern bilden ein komplexes, miteinander verwobenes Netzwerk. In diesem Modell fließt das Wissen nicht nur in eine Richtung, sondern pulsiert durch das gesamte System. Weisheit kann zu neuen Daten oder Informationen führen, die dann wiederum neue Informationen generieren. Dieser Nexus ist nicht isoliert, sondern Eingebettet in deinem Mitfeld - und bereichert nicht nur dich, sondern Alle. Somit ist der Weisheits-Nexus ein dynamischer Fluss, der die Realität des Verstehens und der Kompetenz-, Wissens- und Sinn-entwicklung im globalen Kontext (aus Systemischer Sicht) viel besser abbildet.
Innerhalb dieses Wissensnetzes existieren Knotenpunkte, die als Filter fungieren. Ein Systemiker würde sagen - die Anschlussfähigkeit, andere würden es Bias, Wertesysteme etc. nennen: Somit wird nicht jeder Datenschnipsel zur Information, nicht jede Information zu Wissen. Diese Filterfunktion hilft, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden - eine Fähigkeit, die in unserer informationsüberfluteten Welt immer wichtiger wird.
Der Übergang von Informationen zu Wissen geschieht wie in der Grundidee durch Kontextualisierung. Es ist der Unterschied zwischen der bloßen Zahl "42" und dem Verständnis, dass "42 die Antwort auf alles ist" (zumindest im "Per Anhalter durch die Galaxis"). Kontext gibt Informationen Bedeutung und verwandelt sie in anwendbares Wissen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Zeitfaktor. Wissen braucht Zeit zum Reifen, ähnlich wie ein guter Wein. Je mehr Erfahrungen du sammelst und je öfter du dein Wissen anwendest, desto tiefer und nuancierter wird dein Verständnis. Auf der anderen Seite erodieren Daten, Informationen in unser heutigen Welt schnell und es bedarf des kontinuierlichen Abgleichens.
Schließlich führt der Weg zur Weisheit und Kompetenz über Integration. Es geht darum, das große Ganze zu sehen und nicht nur die einzelnen Knotenpunkte. Weisheit entsteht, wenn du in der Lage bist, die Verbindungen in deinem Wissensnetz ganzheitlich zu betrachten, Muster zu erkennen und tiefgreifende Einsichten zu gewinnen, die vielleicht ine Meta-Struktur der Dinge enthüllen kann.
Wie passt das Modell in das Leben?
Beispiel: Nehmen wir mal an, du erhältst eine E-Mail mit Verkaufszahlen. Das sind deine Rohdaten. Dein erster Schritt ist, zu entscheiden, welche dieser Zahlen für dich relevant sind - hier kommt deine persönliche Perspektive als Filter ins Spiel. Die gefilterten Daten verknüpfst du dann mit früheren Verkäufen, wodurch neue Informationsverbindungen entstehen. Indem du diese Informationen jetzt durch gesammelte Erfahrungen in einen größeren Kontext setzt, entwickelst du Wissen. Über Monate hinweg sammelst Erfahrungen und lässt deinem Wissensnetz Zeit, neue Verbindungen zu knüpfen. Mit der Zeit entwickelst du vielleicht die Fähigkeit, Trends vorherzusagen und proaktiv zu handeln, statt nur zu reagieren - du erreichst die Ebene der Weisheit.
Ich möchte hier jetzt nicht in die Tiefe tauchen: In der Betrachtuner der aktuelle Diskussion (2024) über Große KI Sprachmodelle kann das Modell ebenfalls spannende Perspektiven eröffnen: KI kann zwar beeindruckende Analysen und Vorhersagen treffen, aber echtes Verständnis und Weisheit bleiben (wohl) vorerst eine menschliche Domäne. Vielleicht liegt im Zusammenspiel eines Mensch-KI-Nexus ein Schlüssel zu bisher ungeahnten Erkenntnissen und Lösungen für komplexe globale Herausforderungen oder auch in der Überflutung unserer Kanäle mit Daten / Informationen... We will see.
Validität und Erodierung im Weisheits-Nexus in Raum und Zeit
In einer Welt, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit verändert, ist die Gültigkeit von Daten, Informationen, deines Wissens und sogar deiner Weisheit einem ständigen Wandel unterworfen.
Daten, die gestern noch relevant waren, könnten heute schon veraltet sein. Informationen, die du für gesichert hieltest, werden plötzlich durch neue Erkenntnisse in Frage gestellt. Selbst dein hart erarbeitetes Wissen und deine sorgsam kultivierte Weisheit können durch bahnbrechende Entdeckungen oder gesellschaftliche Veränderungen erschüttert werden.
Diese ständige Erodierung und Erneuerung deines Wissensnetzes mag zunächst beunruhigend und anstrengend erscheinen. Doch sie kann der Schlüssel zu deinem kontinuierlichen Wachstum und Anpassungsfähigkeit
Es ist hilfreich offen zu bleiben und sich zu fragen: Sind diese Daten noch aktuell? Ist diese Information im heutigen Kontext noch relevant? Hält dieses Wissen den neuesten Erkenntnissen stand? Und selbst bei deiner Weisheit solltest du dich fragen: Ist diese Einsicht in unserer sich wandelnden Welt noch gültig?
Fazit: Warum der Nexus besser ist als der Wolkenkratzer
Der Weisheits-Nexus kann dich daran erinnern, dass Lernen und Wissen keine Einbahnstraße sind. Vielleicht ermutigt er dich, flexibel und offen zu denken, Zusammenhänge zu erkennen und dein Wissensnetz ständig zu erweitern und neu zu verknüpfen und zu überprüfen. Im Arbeitsleben bedeutet das, dass du neugierig bleibst und jede neue Information als potenziellen Knotenpunkt für tieferes Verständnis betrachtest. Du solltest deinem inneren Wissensnetz Zeit geben, neue Verbindungen zu knüpfen, und verstehen, dass tiefgreifendes Verständnis nicht über Nacht entsteht.
Gleichzeitig ermutigt dich das Nexus-Modell, dein Wissen zu teilen. Im Weisheits-Nexus gibt es keine isolierten Punkte, und oft führt der Akt des Teilens zu neuen Verknüpfungen und Perspektiven. Schließlich solltest du offen für neue Verbindungen in deinem Netz bleiben. Was heute als feste Weisheitsverbindung gilt, könnte morgen schon durch neue Erkenntnisse ergänzt oder verändert werden.
- DIKW-Pyramiden Modell (https://en.wikipedia.org/wiki/DIKW_pyramid) ↩︎
- Obwohl das Modell oft mit Forschern wie Russell Ackoff und Milan Zeleny in Verbindung gebracht wird, hat keiner von ihnen eine Pyramide verwendet, um ihre Ideen zu präsentieren. Es wird angenommen, dass Debons und Kollegen möglicherweise die ersten waren, die die Hierarchie grafisch darstellten ↩︎
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Hast du dich schon einmal gefragt, warum du oder andere Menschen offensichtliche Probleme nicht angeht? Diese Frage beschäftigt mich immer wieder – sowohl in Bezug auf mein eigenes Verhalten als auch auf das, was ich in meinem Umfeld beobachte.
Vor einiger Zeit bin ich auf ein faszinierendes Modell gestoßen, das beschreibt, wie wir Probleme nicht oder zumindest nicht effektiv lösen. Dieses Modell basiert auf den Discount-Konzepten von Jacqui Schiff (1975) aus der verhaltensorientierten Transaktionsanalyse. Es bietet eine hilfreiche "Landkarte" unserer inneren Verhinderer und kann dir dabei helfen, besser zu verstehen, warum du manchmal vor offensichtlichen Herausforderungen zurückschreckst.
Das Konzept der Passivität
Im Zentrum dieses Modells steht das Konzept der "Passivität". Damit ist gemeint, dass nichts Konstruktives zur Problemlösung geschieht. Interessanterweise wird hier zwischen passivem Verhalten und passivem Denken unterschieden. Für unsere Betrachtung konzentrieren wir uns auf das passive Denken.
In der Fachliteratur werden vier verschiedene Passivitäts-Muster beschrieben:
- Passivität: "Ich tue einfach nichts."
- Überanpassung: "Ich handle nicht selbst, sondern erfülle nur die Erwartungen anderer."
- Agitation / Aktionismus: "Ich lenke mich durch nicht zielgerichtete Aktivität ab."
- Selbstbeeinträchtigung oder Gewalt: "Ich lege mir selbst Hürden in den Weg."
Für eine humorvolle Annäherung an diese vier Konzepte empfehle ich dir diesen Artikel hier.
Die Matrix der Abwertungen von Problemen
Ein hilfreiches Werkzeug zum Verständnis unserer Passivitätsmuster ist die sogenannte Discounting- und Abwertungs-Matrix. Sie verbindet zwei Klassifizierungen und bildet daraus Abwertungsstufen:
Die Ebenen der Abwertung:
- Existenz
- Bedeutung
- Veränderbarkeit
- Persönliche Fähigkeiten
Die Bereiche / Typen der Abwertung:
- Stimulus
- Problem
- Optionen / Alternativen
Zusätzlich lässt sich noch eine dritte Dimension eröffnen, die eine sinnvolle Unterscheidung hinsichtlich der Verhinderer-Kontexte ermöglicht:
- Innere Dimension: Deine persönlichen Verhinderer
- Äußere Dimension: Äußere Verhinderer
- Sachliche Perspektive: Sachbezogene Verhinderer
Ein konkretes Beispiel: Der menschengemachte Klimakatastrophe
Um dieses Konzept greifbarer zu machen, betrachten wir ein aktuelles und wichtiges Beispiel: die Passivität im Hinblick auf den menschengemachten Klimawandel.
In der öffentlichen Diskussion können wir verschiedene Ebenen der Abwertung beobachten. Hier eine vereinfachte Darstellung der Matrix:

Auf der höchsten und schwierigsten Ebene (1) steht die Leugnung des Problems an sich. Von dort stuft sich die Komplexität bis zur Ebene (6) ab, wo Optionen für das eigene Handeln nicht erkannt werden.
Warum ist das wichtig?
Dieses Modell kann dir als Landkarte dienen, um deine eigenen Verhinderer ausfindig zu machen. Noch wichtiger ist, dass es dir ermöglicht, eine differenziertere Diskussion über gesellschaftliche und politische Themen zu führen, die uns alle betreffen.
Ich glaube, dass dieser Ansatz hilfreich ist, um ein Bewusstsein für unsere kollektiven Verhinderer zu entwickeln. Diese Verhinderer werden oft als Strategien genutzt, um ein Problem nicht angehen zu müssen – sei es auf persönlicher oder gesellschaftlicher Ebene.
Neben diesem anschaulichen Beispiel, lässt sich das Konzept der Passivität auch auf die Probleme "Diskriminierung am Arbeitsplatz" und "Zu viele Meetings" (und viele mehr) anwenden.
Durch das Verständnis unserer Passivitätsmuster und Abwertungsebenen kannst du beginnen, bewusster mit Herausforderungen umzugehen und effektiver an Lösungen zu arbeiten – sowohl in deinem persönlichen Leben als auch in größeren gesellschaftlichen Kontexten.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Passivität
Die moderne Neurowissenschaft liefert faszinierende Einblicke darüber, warum unser Gehirn manchmal dazu neigt, offensichtliche Probleme zu ignorieren. Diese Erkenntnisse können uns helfen, unsere eigenen Verhaltensweisen besser zu verstehen und gezielter an Veränderungen zu arbeiten.
Ein grundlegendes Prinzip unseres Gehirns ist das Streben nach Energieeffizienz. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass unser Gehirn von Natur aus Energie sparen möchte. Komplexe Problemlösungen erfordern viel kognitive Energie, weshalb Passivität eine unbewusste Strategie sein kann, um Ressourcen zu sparen.
Die Amygdala, unser emotionales Zentrum, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei wahrgenommenen Bedrohungen, zu denen auch schwierige Probleme gehören können, kann sie eine "Kampf, Flucht oder Einfrieren"-Reaktion auslösen. In diesem Kontext kann Passivität als eine Form der Fluchtreaktion verstanden werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Neuroplastizität unseres Gehirns. Wiederholte Passivitätsmuster können neuronale Verbindungen stärken, die diese Verhaltensweisen begünstigen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass wir dank der Neuroplastizität durch bewusstes Üben neuer Verhaltensweisen auch neue, produktivere neuronale Pfade schaffen können.
Überwindung von eigenen Passivitätsmustern
Nachdem du nun weißt, wie diese Passivitätsmuster aussehen können und wie diese möglicherweise entstehen, fragst du dich vielleicht: "Wie kann ich diese bei mir überwinden?" Es gibt tatsächlich praktische Strategien, die dir dabei helfen können, aktiver an Probleme heranzugehen.
Als erstes möchte ich dich Einladen, den erste und wichtigsten Schritt zu machen:
Deine eigenen Passivitätsmuster erkennen!
Beobachte dich selbst in Situationen, in denen du dazu neigst, Probleme zu vermeiden. Dieses Bewusstsein allein kann schon ein kraftvoller Katalysator für Veränderung sein.
Mögliche Fragen
Level | Stimuli | Problem | Optionen |
---|---|---|---|
Existenz | Welche Anzeichen oder Auswirkungen des Themas/Problems nimmst du in deinem persönlichen Leben wahr? | Inwiefern betrifft dieses Thema/Problem dich persönlich? | Welche Verhaltensänderungen könnten für dich relevant sein? |
Bedeutsamkeit | Wie beeinflusst dieses Thema/Problem dein tägliches Leben? | Welche anderen persönlichen Angelegenheiten konkurrieren mit diesem Thema um deiner Aufmerksamkeit? | Welche kleinen Anpassungen könnsten du vornehmen? |
Veränderbarkeit | Welche Aspekte deiner persönlichen Situation erschweren Veränderungen? | Welchen Einfluss glaubst du, auf das Thema/Problem ausüben zu können? | Welche deiner Gewohnheiten oder Überzeugungen könnten Veränderungen im Weg stehen? |
Persönliche Fähigkeiten | Welche Aspekte des Themas/Problems verstehst du noch nicht ausreichend? | Was an der Situation überfordert dich? | Wie könntest du effektiv zur Lösung beitragen? |
Große Probleme können oft überwältigend erscheinen, weshalb es hilfreich sein kann, sie in kleinere, machbare Aufgaben aufzuteilen. Jeder kleine Fortschritt ist ein Sieg gegen die Passivität und kann dich motivieren, weiterzumachen. Vergiss auch nicht, dich selbst für proaktives Verhalten zu belohnen. Positive Verstärkung kann ein starker Motivator sein, egal wie klein der Schritt war. Bei tief verwurzelten Passivitätsmustern kann zudem die Unterstützung eines Coaches oder Therapeuten sehr wertvoll sein... Immer nur wenn du möchtest!
Denk immer daran: Veränderung braucht Zeit. Sei geduldig mit dir selbst und feiere jeden Fortschritt, egal wie klein er erscheinen mag. Mit Ausdauer und den richtigen Strategien kannst du deine Passivitätsmuster überwinden und aktiver an Herausforderungen herangehen.
Falls es dich interessiert: Hier noch ein Link zu einem Arbeitspaper von Prof. Dr. Henning Schulze zum Thema "Mediation Abwertungskonzept".
Was dich auch interessieren könnte

Wie ich garantiert keine Probleme löse!
1. Die Kunst des Nichtstuns
- Ignoriere das Problem konsequent. Schließlich existiert nicht, was du nicht wahrnimmst.
- Entwickle eine Allergie gegen Verantwortung. Sollte dich jemand auf das Problem ansprechen, antworten stets: "Das ist nicht mein Job."
- Perfektioniere deine Ausreden. "Ich warte auf den richtigen Moment" ist ein Klassiker, der niemals aus der Mode kommt.
- Kultiviere deine innere Couch-Potatoe. Warum etwas unternehmen, wenn man auch Netflix schauen kann?
- Erinnere dich daran: Jedes Problem löst sich von alleine - oder auch nicht. In beiden Fällen musst du nichts tun!
2. Meisterschaft der Überanpassung
- Entwickle ein übersensibles Radar für die Erwartungen anderer. Deine eigenen Bedürfnisse sind ohnehin irrelevant.
- Werde zum Chamäleon. Passe dich jeder Situation an, egal wie widersprüchlich die Anforderungen sind.
- Mache "Ja" zu deinem Lieblingswort. "Nein" ist ab sofort aus deinem Wortschatz gestrichen.
- Interpretiere jede Bitte als Befehl. Wer braucht schon freien Willen?
- Vergesse deine eigene Meinung. Du hast sowieso keine - es sei denn, jemand fragt dich danach.
3. Die hohe Schule der Agitation
- Finde deine Lieblingsablenkung und kultivieren Sie sie zur Perfektion. Kaffeetrinken, Nägelkauen oder zwanghaftes Smartphone-Checken sind hervorragende Optionen.
- Steigere deine nervöse Energie ins Unermessliche. Je mehr du zappelst, desto weniger kannst du dich auf das eigentliche Problem konzentrieren.
- Rede ununterbrochen über das Problem, ohne je eine Lösung in Betracht zu ziehen. Quantität schlägt Qualität!
- Entwickle eine Obsession für irrelevante Details. Warum den Wald sehen, wenn man die Bäume so genau untersuchen kann?
- Verbreite deine Unruhe. Ein aufgeregter Schwarm ist schließlich unterhaltsamer als eine ruhige Problemlösung.
4. Der Triumph der Selbstbeeinträchtigung
- Machen dich sich selbst zum größten Hindernis. Wer braucht schon externe Probleme, wenn man sein eigener Feind sein kann?
- Kultiviere deine selbstdestruktive Gewohnheiten. Je mehr du dir selbst im Weg stehst, desto weniger musst du dich um echte Lösungen bemühen.
- Dramatisiere jede Kleinigkeit. Ein Papier schnitt ist praktisch dasselbe wie eine Naturkatastrophe.
- Sabotiere aktiv deine Erfolge. Sollten du versehentlich etwas erreichen, sorgen dafür, dass es nicht von Dauer ist.
- Perfektioniere deine Kunst des Selbstmitleids. Warum Probleme lösen, wenn man sie so wunderbar beklagen kann?
Befolge diese Anleitungen gewissenhaft, und du kannst sicher sein, dass kein Problem jemals gelöst wird. Gratulation zu deiner Meisterschaft in der Kunst der Passivität!
Das Konzept der Passivität!
Wie in diesem satirischen Handbuch dargestellt wird, stammt Passivität aus der Transaktionsanalyse, einer psychologischen Theorie, die von Eric Berne in den 1960er Jahren entwickelt wurde. In der Transaktionsanalyse wird Passivität als eine Form der Abwertung verstanden - ein Prozess, bei dem Menschen wichtige Aspekte einer Situation ignorieren oder herunterspielen, um Probleme nicht aktiv angehen zu müssen. Die vier Hauptformen der Passivität - Nichtstun, Überanpassung, Agitation und Selbstbeeinträchtigung/Gewalt - repräsentieren verschiedene Wege, auf denen Menschen ihre Fähigkeit zur Problemlösung abwerten und in unproduktiven Verhaltensmustern verharren. Passives Verhalten wird oft mit dem angepassten Kind-Ich-Zustand verbunden. In diesem Zustand wiederholen Menschen früh erlernte und oft problematische Verhaltensweisen, statt als Erwachsene aktiv und lösungsorientiert zu handeln.

Alle ziehen am selben Strang, nur in unterschiedlicher Richtung!
In der modernen Arbeitswelt wird oft von Commitment gesprochen - der Bereitschaft, sich voll und ganz für ein Ziel oder Projekt einzusetzen. Ich übersetze dies gerne mit "Selbstverpflichtung". Doch was oft übersehen wird, ist die enge Verbindung zwischen echtem Commitment und psychologischer Sicherheit und Angst im Team.
Commitment entsteht nicht im luftleeren Raum. Es ist das Resultat eines komplexen Zusammenspiels individueller Werte, persönlicher Ziele und der Teamdynamik. Wahres Engagement kann nur dort gedeihen, wo Menschen sich sicher fühlen, ihre Meinung zu äußern - auch wenn diese von der Mehrheit abweicht.
Psychologische Sicherheit beschreibt genau diesen Zustand: Eine Atmosphäre, in der jeder ohne Angst vor negativen Konsequenzen Ideen, Fragen oder Bedenken äußern kann. In einem solchen Umfeld fühlen sich Mitarbeiter frei, "Nein" zu sagen oder Zweifel anzumelden, ohne Ausgrenzung oder Nachteile befürchten zu müssen.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Hierarchische Strukturen, Gruppendruck oder die Angst, als "Spielverderber" zu gelten, können dazu führen, dass Menschen oberflächliches Commitment vortäuschen. Sie nicken Entscheidungen ab, hinter denen sie in Wirklichkeit nicht stehen. Das Resultat? Projekte, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind, weil wichtige Einwände nie zur Sprache kamen.
Zudem stehen Teams oft vor dem Dilemma konkurrierender Ziele oder begrenzter Ressourcen. Ein neues Projekt mag spannend klingen, aber kollidiert möglicherweise mit bestehenden Verpflichtungen. Hier ist es entscheidend, dass Teams offen über Prioritäten und Kapazitäten diskutieren können.
Ansätze zur Umfeldentwicklung
Möglichkeiten eine Kultur zu schaffen, die sowohl psychologische Sicherheit als auch echtes Commitment fördert können folgende Aspekte berücksichtigen:
- Regelmäßige Gelegenheiten für ehrliches Feedback und offene Diskussionen schaffen.
- Ermutigung zu unterschiedlicher Meinungen sollte zur Norm werden.
- Führungskräfte können eigene Unsicherheiten zugeben.
- Konstruktive Kritik willkommen heißen.
- Aktiv verschiedene Sichtweisen einholen.
- Kritik an einer Idee sollte nicht als persönlicher Angriff wahrgenommen werden.
- Offene Diskussionen über Kapazitäten und konkurrierende Prioritäten führen.
- Misserfolge sollten als Lernchancen begreifen.
Wenn das Umfeld des Teams diese Prinzipien ermöglichen kann, könnte sich daraus ein Umfeld entwickeln, in dem sich Mitarbeiter sicherer fühlen, ihre wahren Gedanken zu äußern. Nur so kann echtes, nachhaltiges Commitment entstehen - eines, das auf Überzeugung basiert, nicht auf Furcht oder Konformitätsdruck.
Letztendlich geht es darum, eine Balance zu finden: zwischen individuellen Bedürfnissen und Teamzielen, zwischen kritischem Denken und konstruktiver Zusammenarbeit. In einem solchen Umfeld wird Commitment nicht erzwungen, sondern entsteht natürlich aus dem gemeinsamen Streben nach Exzellenz.