
Wie oft hörst du dich oder andere sagen: "Ich muss das tun" oder "Wir müssen das machen"? Die Sprache des Müssen ist tief in unserem Alltag verwurzelt. Aber was wäre anders, wenn du beginnst, diese Aussagen zu hinterfragen und dich für etwas zu Entscheiden?
Deine Wortwahl beeinflusst maßgeblich, wie deine eigene Situation wahrnimmst und darauf reagierst. Der häufige Gebrauch von "müssen" kann einen Menschen in eine passive Rolle drängen, in dem er sich äußeren Zwängen ausgeliefert fühlt. Kann ich mich dagegen Entscheiden?
Von der Verpflichtung zur Wahl
Ein möglicher erster Schritt zur Veränderung ist, dass eigene Sprachmuster zu hinterfragen. Also damit zu beginnen, darauf zu achten wann, wo und wie oft du das Wort "müssen" eigentlich nutzt.
Um dieses Muster aufzubrechen, nutze ich gerne eine kleine Intervention oder Transferaufgabe, zu denen ich meine Coachees einlade:
"… entscheiden sie sich dafür, eine Woche lang 'müssen' durch 'entscheiden' zu ersetzen!"
Dieser einfache Versuch kann weitreichende Effekte haben. Statt "Ich muss zur Arbeit gehen" wird daraus "Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen". Anstelle von "Wir müssen das Projekt bis Freitag fertigstellen" wird es zu "Wir entscheiden uns, das Projekt bis Freitag fertigzustellen".
Wo ich bin, will ich sein
Jens Corrsen - Der Selbst-Entwickler
Alles andere wäre mir in
meiner Vorstellung zu teuer!
Für den "guten" Grund entscheiden
Wenn „müssen“ durch „entscheiden“ ersetzt wird, öffnet sich eine Tür zu einer tieferen Reflexion. Sofort steht die Frage im Raum: „Warum entscheide ich mich dafür?“, „Möchte ich mich denn dafür entscheiden?“ oder „Wie wird die Welt denn sein, wenn ich mich dafür/dagegen entscheide?“
Dies führt vielleicht zu den eigenen Bedürfnissen (zu einem „guten“ Grund) die befriedigt werden möchten. Wenn gesagt wird: „Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen“, könnte die Fortsetzung lauten: „…weil ich meine Kollegen unterstützen möchte“ oder „…weil ich meine Fähigkeiten einsetzen und wachsen möchte“.
Diese Betrachtungsweise hilft dabei, die Aspekte und Auswirkungen einer Entscheidung zu erkennen. Sie verstärkt das Gefühl von Sinn und Zweck in täglichen Handlungen. Statt dass du dich von äußeren Zwängen getrieben zu fühlst, erkennst du deine Werte und Ziele (an), die hinter deiner bewussten Entscheidung stehen.
Die Kraft der Selbstwirksamkeit
Indem das Sprachmuster verändert wird und die Gründe für eine Entscheidung reflektiert werden, verändert sich auch die Wahrnehmung. Es entsteht die Erkenntnis, dass in den meisten Situationen tatsächlich eine Wahl besteht! Diese Erkenntnis stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit – das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Situationen zu beeinflussen und zu gestalten.
Der Weg vom Müssen zum Entscheiden ist nicht immer einfach, aber er ist unglaublich bereichernd. Du gestaltest so aktiv dein Handeln und nutzt Sprache bewusst indem du deine Entscheidungen reflektierst. So kannst du Selbstbestimmung dein persönliches Wachstum fördern.
Also lade ich dich ein: Probiere es aus! Ersetze für eine Woche jedes "müssen" durch ein bewussteres "entscheiden". Beobachte aufmerksam wie dein Denken sich verändert – vielleicht überrascht es dich, welchen positiven Effekt die Veränderung eines Wortes auf dein Leben hat.
Erlebe selbst den Unterschied zwischen einem Leben voller äußerer Zwänge und einem Leben voller bewusster Entscheidungen!