Heinz Brasch
Systemischer Coach und 
Haltungsentwickler
Beitragsübersicht

Die Macht der Wortwahl - Vom Müssen zum Entscheiden

12/07/2024
Heinz Brasch
Von Müssen zu Entscheiden

Wie oft hörst du dich oder andere sagen: "Ich muss das tun" oder "Wir müssen das machen"? Die Sprache des Müssen ist tief in unserem Alltag verwurzelt, aber was wäre anders, wenn du beginnst, diese Aussagen zu hinterfragen und dich für etwas zu Entscheiden?

Die Wortwahl beeinflusst maßgeblich, wie Situationen wahrgenommen werden und darauf reagiert wird. Der häufige Gebrauch von "müssen" kann einen Menschen in eine passive Rolle drängen, in dem er sich äußeren Zwängen ausgeliefert fühlt. Kann ich mich dagegen Entscheiden?

Von der Verpflichtung zur Wahl

Ein möglicher erster Schritt zur Veränderung ist das Erkennen der eigenen Sprachmuster – also wenn damit begonnen wird, darauf zu achten wann, wo und wie oft das Wort "müssen" eigentlich genutzt wird.

Um dieses Muster aufzubrechen, nutze ich gerne eine kleine Intervention oder Transferaufgabe, zu denen ich meine Coachees einlade: "… entscheiden sie sich dafür, eine Woche lang 'müssen' durch 'entscheiden' zu ersetzen!" Dieser einfache Versuch kann weitreichende Effekte haben. Statt "Ich muss zur Arbeit gehen" wird daraus "Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen". Anstelle von "Wir müssen das Projekt bis Freitag fertigstellen" wird es zu "Wir entscheiden uns, das Projekt bis Freitag fertigzustellen".

Wo ich bin,  will ich sein
Alles andere wäre mir in 
meiner Vorstellung zu teuer!

Jens Corrsen - Der Selbst-Entwickler

Für den "guten" Grund entscheiden

Wenn „müssen“ durch „entscheiden“ ersetzt wird, öffnet sich eine Tür zu einer tieferen Reflexion. Sofort steht die Frage im Raum: „Warum entscheide ich mich dafür?“, „Möchte ich mich denn dafür entscheiden?“ oder „Wie wird die Welt denn sein, wenn ich mich dafür/dagegen entscheide?“

Dies führt vielleicht zu den eigenen Bedürfnissen (zu einem „guten“ Grund) die befriedigt werden möchten. Wenn gesagt wird: „Ich entscheide mich, zur Arbeit zu gehen“, könnte die Fortsetzung lauten: „…weil ich meine Kollegen unterstützen möchte“ oder „…weil ich meine Fähigkeiten einsetzen und wachsen möchte“.

Diese Betrachtungsweise hilft dabei, die Aspekte und Auswirkungen einer Entscheidung zu erkennen. Sie verstärkt das Gefühl von Sinn und Zweck in deinen täglichen Handlungen. Statt sich von äußeren Zwängen getrieben zu fühlen, werden die Werte und Ziele (an)erkannt, die hinter einer bewussten Entscheidung stehen.

Die Kraft der Selbstwirksamkeit

Indem das Sprachmuster verändert wird und die Gründe für eine Entscheidung reflektiert werden, verändert sich auch die Wahrnehmung. Es entsteht die Erkenntnis, dass in den meisten Situationen tatsächlich eine Wahl besteht! Diese Erkenntnis stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit – das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Situationen zu beeinflussen und zu gestalten.

Der Weg vom Müssen zum Entscheiden ist nicht immer einfach, aber er ist unglaublich bereichernd. Indem du deine Wortwahl bewusst gestaltest, aktiv die Sprache der Entscheidung wählst und die Gründe für deine Entscheidungen reflektierst, kann mehr Selbstbestimmung erreicht werden – was letztlich auch persönliches Wachstum fördern kann.

Also lade ich dich ein: Probiere es aus! Ersetze für eine Woche jedes "müssen" durch ein bewussteres "entscheiden". Beobachte aufmerksam wie sich dein Denken verändert – vielleicht wirst du überrascht sein über den positiven Effekt auf dein Leben.

Erlebe selbst den Unterschied zwischen einem Leben voller äußerer Zwänge und einem Leben voller bewusster Entscheidungen!

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